Die US-Notenbank sollte nach Ansicht des IWF die Zinswende auf das nächste Jahr verschieben. Es gelte abzuwarten, bis sich bei Preisen und Löhnen größere Steigerungsraten abzeichneten, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten US-Konjunkturausblick des IWF. Falls sich Wachstum und Preise nicht stärker als erwartet nach oben bewegten, wäre eine Zinsanhebung demnach in der ersten Jahreshälfte 2016 angebracht. Die Wirtschaft war zu Jahresbeginn eingebrochen. Zuletzt hatten daher auch US-Notenbanker davor gewarnt, die Geldpolitik zu früh zu straffen.
Der IWF erwartet, dass das US-Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr um 2,5 Prozent und 2016 um 3,0 Prozent anzieht. Bei einer späteren Zinswende sollte die Fed aus Sicht der Washingtoner Experten auch eine etwas höhere Inflation in Kauf nehmen, die auf 2,5 Prozent ansteigen könnte. Die Fed peilt einen Wert von 2,0 Prozent an. Zugleich hält es der IWF für möglich, dass eine spätere Straffung der Geldpolitik eine schnellere Folge von Zinserhöhungen erforderlich machen wird. Dennoch sei dieser Weg ratsam, um sich gegen die Gefahr bröckelnder Inflationsraten wirksam abzusichern. Andernfalls müsse die Fed womöglich eine Kehrtwende vollziehen und zur Nullzinspolitik zurückkehren.
Die meisten Fachleute rechnen damit, dass die Abkehr von der ultra-lockeren Zinspolitik im September oder noch später vollzogen wird. Eine Erhöhung im Juni scheint weitgehend vom Tisch zu sein. Die Fed hält die Zinsen bereits seit Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent.