Auf einer Pressekonferenz in Moskau bestätigte der Almaz-Antey-Chef Yan Novikov, dass die malaysische Passagiermaschine MH17 mit einer Buk-Rakete abgeschossen wurde. „Wenn die Boing mit einer Luftabwehr-Rakete abgeschossen wurde, dann kann es nur eine Buk-M1 gewesen sein“. Jedoch handele es sich dabei vermutlich um ein Modell aus dem Bestand der ukrainischem Armee, zitiert die FT den Chef des Unternehmens. Es ist bemerkenswert, dass die Financial Times diesen Bericht ausführlich würdigt. Die Zeitung hat sich bisher bei Spekulationen über die Ursache zum MH17-Absturz zurückgehalten.
Der Chef-Ingenieur des Unternehmens Mikhail Malisevskiy sagte, dass der besagte Raketentyp seit 1999 - drei Jahre vor der Gründung des Konzerns - nicht mehr produziert werde. Zwar stelle Almaz-Antey noch immer Buk-Systeme her, jedoch nicht die Art, die nach Meinung des Unternehmens für den Abschuss von MH17 verantwortlich war. Nach eigenen Angaben hat Almaz-Antey jedoch in den 90er-Jahre Raketen für die Buk-M1-Systeme an die Ukraine geliefert. Wie interne Dokumente belegten, habe Kiews Armee davon zuletzt 991 Stück im Arsenal geführt. Demnach hätten Techniker des Unternehmens noch bis zum Jahr 2005 in der Ukraine an der Wartung der Gefechtsköpfe gearbeitet.
Auch zum Abschussort machte der Buk-Hersteller konkrete Angaben. „Wie unsere Analyse zeigt, konnte die Rakete nur vom Territorium südlich des Ortes Sarostschenskoje abgeschossen werden“, so Chef-Ingenieur Malisevskiy. Eine Analyse des Einschlagwinkels der Raketensplitter in das abgeschossene Flugzeug als auch bestimmte Eigenschaften ihrer Flugbahn hätten zu diesem Schluss geführt. Diese Angaben widersprechen der Auffassung westlicher Staaten und der Ukraine, nach der die Buk-Rakete aus der Region um Snizhne abgeschossen wurde. Zudem befand sich die Gegend um Sarostschenskoje zur Zeit des Abschusses unter der Kontrolle der Separatisten, wie die Financial Times berichtet. Der Sprecher von Almaz-Antey wollte keine Angaben dazu machen, ob die ukrainische Armee oder die Separatisten für den Abschuss verantwortlich sind.
„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, wer die Buk-Rakete abgefeuert hat. Wir haben technisch gezeigt, welcher Raketentyp es war. Und es gibt Dokumente, die zweifelsfrei belegen, dass die Ukraine diese Waffe in ihrem Arsenal hat.“
Auf welche Datengrundlage sich die Analyse von Almaz-Antey stützt, teilte das Unternehmen nicht mit. Die Originalfragmente der Boeing befinden sich in den Niederlanden. Die dortigen Behörden haben bisher erst einen vorläufigen Bericht veröffentlicht und wollen ihren Abschlussbericht im Herbst 2015 präsentieren.
Almaz-Antey ist Russlands größtes Rüstungsunternehmen und einer der umsatzstärksten Waffenhersteller weltweit. Das Unternehmen ist ein Konglomerat aus diversen Waffenherstellern aus Sowjetzeiten, die seit 1972 auch mit der Produktion der Buk-Abwehr-Systeme beauftragt waren. Derzeit wehrt sich Almaz-Antey gegen die EU-Sanktionen und plane deshalb sogar vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen, wie die Moscow Times berichtet. Die Strafmaßnahmen der EU gegen das Unternehmen seien „unrechtmäßig“ und „unfair“, da die Almaz-Antey nichts mit dem Abschuss der Boing zu tun gehabt habe. Es gebe auch keinerlei Beweise dafür, dass eines ihrer Buk-Systeme in die Hände der Separatisten gelangt sei.
Darüber hinaus widersprechen die Aussagen des Buk-Herstellers der offiziellen Linie des Kreml. Dieser hatte bisher behauptet, MH17 sei durch ein ukrainisches Kampflugzeug abgeschossen worden. Wie Der Standard berichtet, präsentierte ein Sprecher der nationalen Ermittlungsbehörde erst am Mittwoch den Namen eines mutmaßlichen Zeugen, um diese These erneut zu untermauern. Der ehemalige ukrainische Militärangehörige Jewgen Agapow habe bei einem Lügendetektortest frühere Aussagen bekräftigt, dass die Maschine mit fast 300 Menschen an Bord von einem Kampfjet des Typs Suchoi SU-25 abgeschossen worden sei. Der 22 Jahre alte Agapow hatte zudem den Namen des ukrainischen Kampfpiloten genannt, der die Maschine am 17. Juli abgeschossen haben soll. Es würden aber auch andere Versionen geprüft, sagte Behördensprecher Wladimir Markin.