Finanzen

EZB gewährt griechischen Banken weiter Notfall-Kredite

Die EZB wird die griechischen Banken weiter mit Notfallkrediten (ELA) versorgen. In Griechenland prüfen Zentralbank und Regierung, ob sie die Banken am Montag wirklich wie geplant öffnen können.
28.06.2015 12:50
Lesezeit: 2 min

Die Europäische Zentralbank hält die ELA-Nothilfen für griechische Geldinstitute aufrecht. Die Obergrenze für die sogenannten ELA-Hilfen sei auf dem Niveau von Freitag belassen worden, teilte die EZB am Sonntag mit. Sie werde eng mit der Athener Notenbank zusammenarbeiten, um Finanzstabilität zu gewährleisten. Der EZB-Rat stehe bereit, die Entscheidung zu überprüfen, er beobachte die Situation und ihre Folgen für die Geldpolitik sorgfältig. Am Freitag lag der Rahmen für diese Notkredite Insidern zufolge bei rund 89 Milliarden Euro. Diese Geldhilfen vergibt die Athener Notenbank an ihre heimischen Institute gegen Sicherheiten. Über die Gewährung der Hilfen entscheidet der EZB-Rat.

"Wir arbeiten weiter eng mit der Bank von Griechenland zusammen", erklärte EZB-Präsident Mario Draghi. Der EZB-Rat sei entschlossen, alle Instrumente einzusetzen, die ihm innerhalb seines Mandats zur Verfügung stünden. Die Geldhäuser von Athen bis Thessaloniki sind von den ELA-Nothilfen ("Emergency Liquidity Assistance") stark abhängig. Die griechische Regierung erwägt inzwischen die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen. In der Nacht zu Montag werde auch darüber beraten, die Banken am Montag geschlossen zu halten, sagte Finanzminister Yanis Varoufakis der BBC.

Zuvor hatte französische Premierminister Manuel Valls mitgeteilt, dass die Europäische Zentralbank die Unterstützung der griechischen Geldinstitute weiter mit Notfall-Krediten unterstützen werde.

Der EZB Europäischen Zentralbank (EZB) kommt die entscheidende Rolle zu, weil sie Tag für Tag über Notkredite für die griechischen Banken entscheidet. Der griechische Finanzstabilitätsrat berät am Sonntag über die Lage der Banken.

Mario Draghi will sich mit seinen Kollegen rund um die Uhr abstimmen, wie zu verfahren ist. Dazu gehört auch ein ständiger Austausch mit der griechischen Regierung. Diese muss sich entscheiden, ob sie am Montag einen Bankenfeiertag abhalten will oder ob sie Kapitalverkehrskontrollen einführen will. Ein Bankenfeiertag, an dem alle Banken geschlossen bleiben, ist organisatorisch leichter umzusetzen. Denn für Kapitalverkehrskontrollen muss mehr Bargeld in die Banken geliefert werden, weil kleine Alltagsgeschäfte weiter in uneingeschränktem Maß möglich bleiben.

Mögliche Kontrollen der Geldströme in Griechenland werden nach Einschätzung von DIW-Chef Marcel Fratzscher schwerwiegende Folgen für das Land haben. Allerdings seien Kapitalverkehrskontrollen die einzige Option der griechischen Regierung, um einen kompletten Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern, sagte Fratzscher am Sonntag in einem Interview von Reuters TV. "Sie werden die Situation in Griechenland aber noch schlimmer machen. Denn es ist ja ein extremer Vertrauensverlust, wenn die Regierung den Bürgern sagt, ihr kommt an euer Geld nicht mehr ran, euer Geld ist erst einmal weg."

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung rechnet damit, dass die griechische Wirtschaft unter solchen Kontrollen nochmal deutlich stärker leiden würde. Eine tiefe Rezession sei dann unvermeidlich. Ohnehin werde es durch den Ausstieg der Griechen aus den Verhandlungen zu Verwerfungen an den Finanzmärkten kommen. "Auch wir werden das zu spüren bekommen."

Wichtig für die Entscheider ist, dass sie in dieser Situation einen kühlen Kopf bewahren. Am Sonntag wurde die sonst eigentlich besonnene BBC Opfer einer regelrechten Crash-Hysterie: So meldete der Sender, als die Entscheidung der EZB bereits feststand, immer noch, dass der Redakteur Robert Peston erfahren haben wollte, die EZB werde das Programm kappen und die Griechen in die Pleite treiben. Auch eine Meldung über eine angebliche Bankenschließung am Montag wurde umgehend von griechischen Finanzminister Varoufakis dementiert. Allerdings ist auch Varoufakis bereits mehrfach durch seine unprofessionelle Kommunikation aufgefallen

Der Ban-Run hielt sich zunächst in Grenzen. Allerdings war die Stimmung ziemlich nervös. Ein Beispiel: Die griechische Alpha Bank wollte über das Wochenende ein schon länger geplantes Software-Update durchführen. Doch die Mitteilung, dass gewisse Online-Transaktionen „aus technischen Gründen“ nur eingeschränkt möglich seien, führte zu einiger Hysterie bei Kunden und Medien. Die Bank sah sich genötigt, das Update zu verschieben und teilte den Kunden nach einer Welle der Irritationen mit, dass das Online-Banking wieder uneingeschränkt möglich sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Misstrauensvotum gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: Politik-Beben in Brüssel
09.07.2025

Am Donnerstag muss sich EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen einem Misstrauensvotum im Parlament stellen. Konkret werfen der Rumäne...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...