Politik

Deutsche Wirtschaft in Russland fordert Ende der Sanktions-Spirale

Die deutsche Wirtschaft in Russland hält die EU-Sanktionen gegen Russland für wirkungslos und fordert das Ende des Straf-Wettlaufs. Die Sanktionen würden die schwierige Lage der deutsche Unternehmen in Russland weiter verschärfen.
26.08.2015 00:04
Lesezeit: 1 min

Angesichts des dramatisch eingebrochenen Handels zwischen Deutschland und Russland dringen Unternehmen beider Länder auf ein Ende der gegenseitigen Sanktionen. In einer Umfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) unter 158 Mitglieds-Unternehmen erklärten fast drei Viertel (73 Prozent) die Strafmaßnahmen für politisch unwirksam. 46 Prozent gaben an, wirtschaftlich davon betroffen zu sein - vor allem von den Finanzmarktsanktionen.

«Wir formulieren ganz deutlich den Appell, dass man sich nicht weiter in eine Sanktionsspirale hineinbegeben soll», sagte AHK-Präsident Rainer Seele.

Im ersten Halbjahr machten die deutschen Exporte nach Russland nur noch 1,76 Prozent der Gesamtausfuhren aus. Vor dem Ausbruch der Ukraine-Krise waren es 2013 noch 3,28 Prozent gewesen. Der Anteil der russischen Importe an allen Einfuhren ging im gleichen Zeitraum von 4,59 auf 3,27 Prozent zurück.

Seele führte den Einbruch aber nicht nur auf die Sanktionen zurück. «Einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes haben wir schon früher gesehen», sagte er. Die Strafmaßnahmen hätten die Entwicklung aber verstärkt.

In der Umfrage bewerten 48 Prozent der Unternehmen die wirtschaftliche Situation Russlands als negativ, 37 Prozent als leicht negativ und nur 15 Prozent als stabil. Eine positive Entwicklung sah keiner der Befragten. «Wir haben die schlechtesten Werte bei dieser Umfrage seit zehn Jahren erhalten», sagte Seele.

Jeder dritte Befragte gab an, bei gleichbleibend schlechter wirtschaftlicher Lage in Russland Arbeitsplätze streichen zu müssen. 40 Prozent halten eine Stornierung von Projekten für möglich. Seele sagte, mit einer Erholung der russischen Wirtschaft sei nicht vor Mitte nächsten Jahres zu rechnen. Die Deutsch-Russische AHK vertritt mehr als 800 deutsche und russische Unternehmen.

Im Handelsstreit zwischen Russland und dem Westen zog die Verbraucherschutzbehörde in Moskau unterdessen Waschmittel europäischer Hersteller aus dem Verkehr. Hygieneprodukte mehrerer Konzerne verstießen gegen die Schadstoffbestimmungen, hieß es zur Begründung. Die Behörde nannte namentlich unter anderem die russischen Ableger der deutschen Firmen Henkel («Persil») sowie Werner & Mertz («Frosch», «Erdal»).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus für die Chefetage: DAX-Vorstände kassieren das 41-Fache ihrer Mitarbeiter
12.08.2025

Während die Wirtschaft stagniert, steigen die Managergehälter: DAX-Vorstände verdienen im Schnitt das 41-Fache ihrer Mitarbeiter – und...

DWN
Politik
Politik Rente und Lebensarbeitszeit: Beamte sollen länger arbeiten, weil sie im Schnitt länger leben
12.08.2025

Die Deutschen sollen länger arbeiten, fordert die Wirtschaftsministerin, auch um die Sozialsysteme abzusichern. Für das Rentensystem hat...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Nur jeder Dritte zufrieden mit Kanzler Merz – Unzufriedenheit steigt weiter
12.08.2025

Rund 100 Tage nach Amtsantritt der neuen Koalition fällt die Bilanz für Bundeskanzler Friedrich Merz eher ernüchternd aus. Einer...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: DAX-Schwergewicht rutscht weiter ab – jetzt SAP-Aktie kaufen?
12.08.2025

Die SAP-Aktie steht unter Druck – trotz starker Cloud-Zahlen und stabiler Marktstellung. Anleger fragen sich: Jetzt die SAP-Aktie kaufen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaming-Boom in Deutschland: Verbraucher geben 4,6 Milliarden Euro aus
12.08.2025

Die Gaming-Branche in Deutschland erlebt einen spürbaren Aufschwung: Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Ausgaben der Verbraucherinnen und...

DWN
Panorama
Panorama Heiße Tage, kühle Skepsis: Warum wir uns mit Klimaanlagen so schwertun
12.08.2025

Während Klimaanlagen in vielen Ländern weltweit zur normalen Ausstattung gehören, sind sie in Deutschland noch immer umstritten....

DWN
Politik
Politik Sonntagsfrage: AfD mit Rekordwert in aktueller Forsa-Umfrage – Tiefpunkt für Schwarz-Rot und Kanzler Merz
12.08.2025

Die aktuelle Sonntagsfrage bringt die schwarz-rote Koalition unter Druck: Die AfD erreicht ihren Rekordwert, die Union verliert. Die...

DWN
Politik
Politik Selenskyj warnt: Putin nutzt Trump-Treffen als Vorwand für neue Offensive – kein Wille zum Frieden
12.08.2025

Kurz vor dem Gipfel zwischen Donald Trump und Wladimir Putin warnt Wolodymyr Selenskyj: Moskau rüste für neue Angriffe, statt Frieden zu...