Gemischtes

Volkswagen gibt Abgas-Manipulationen zu

Volkswagen hat überraschend die Vorwürfe der US-Behörden bestätigt, dass der Konzern bei der Abgas-Messung manipuliert hat. Der gesamten deutschen Automobil-Branche droht nun ein schwerer Imageschaden.
20.09.2015 16:39
Lesezeit: 2 min

Der VW-Konzern hat massive Abgas-Manipulationen in den USA zugegeben, die den Autobauer eine Milliarden-Strafe einbringen könnte. Ein Firmensprecher sagte am Sonntag: "Wir haben das gegenüber der Behörde eingeräumt. Der Sachverhalt trifft zu. Wir arbeiten aktiv mit der Behörde zusammen." VW-Chef Martin Winterkorn kündigte am Sonntag eine externe Untersuchung der Vorgänge an. "Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben", erklärte er.

Die US-Umweltschutzbehörde EPA hatte VW beschuldigt, bei zahlreichen Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften vorsätzlich umgangen zu haben. Es geht demnach um fast eine halbe Million Autos. Für den Konzern könnte dies nach Angaben der Behörde eine Strafe von bis zu 18 Milliarden Dollar nach sich ziehen.

Der Chef des Konkurrenten Daimler, Dieter Zetsche, sagte am Sonntag, er gehe davon aus, dass sein Unternehmen die Gesetze "sowohl dem Buchstaben nach als auch dem Sinne nach" eingehalten habe. Er bedauere natürlich, was Volkswagen in den USA gerade erlebe, sagte der Daimler-Chef. "Ich habe eine grobe Vorstellung, worum es geht und dass das auf uns nicht zutrifft, nicht übertragbar ist." Allerdings sei es viel zu früh, um eine finale Aussage zu machen.

Die EPA wirft VW vor, in Volkswagen- und Audi-Modellen eine verbotene Software eingesetzt zu haben, mit der die Verringerung bestimmter Abgasemissionen im normalen Fahrbetrieb ausgeschaltet werden könne. Folge solcher Manipulationen sei, dass die Autos für den Umweltschutz festgesetzte Emissionslimits um das bis zu 40-Fache übertreffen könnten. Im Fokus der Ermittlungen stehen laut EPA Vier-Zylinder-Modelle der Jahre 2009 bis 2015. Es geht um die VW-Modelle Jetta, Beetle und Golf und den Audi A3 aus den Jahren 2009 bis 2015 sowie den VW Passat aus diesem und dem vergangenen Jahr. Die Fahrzeuge müssten vorerst nicht in die Werkstätten zurückgerufen werden, betonte die EPA.

"Einfach gesagt, diese Autos hatten ein Programm, das die Abgasbegrenzung beim normalen Fahren ausschaltet und bei Abgastests anschaltet", sagte EPA-Vertreterin Cynthia Giles. Für jedes Fahrzeug, das nicht den US-Abgasnormen entspreche, könne eine Strafe von 37.500 Dollar verhängt werden. Unter Verdacht stünden 482.000 Autos, die seit 2008 verkauft wurden. Wenn bei jedem einzelnen Fahrzeug Verstöße gegen die Umweltauflagen festgestellt würden, könnte sich die Gesamtstrafe auf 18 Milliarden Dollar belaufen, führte Giles aus.

Die umstrittene Funktion bezeichnet die EPA als Abschalteinrichtung ("defeat device"). Solche Einrichtungen sind verboten, weil die Abgasbegrenzung in Autos nicht nur unter Prüfbedingungen, sondern unter allen normalen Nutzungsbedingungen auf der Straße funktionieren muss. Schon vor Jahren hatte die EPA andere Autohersteller wegen solcher Verstöße im Visier. Nach Angaben der Behörde aus dem Jahr 1998 endeten Ermittlungen gegen Honda und Ford mit Vergleichszahlungen von 267 Millionen und 7,8 Millionen Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...