Die Golf-Staaten und die Türkei haben einem Bericht des Guardian zufolge damit begonnen, die Islamisten in Syrien militärisch noch weiter zu unterstützen. Die Golf-Staaten fürchten, dass die russische Intervention den Iran in der Region stärken kann. Auch Teheran soll Truppen mobilisiert haben, die bereit sind, in Syrien aktiv zu werden. Das berichtet das Wall Street Journal.
Die Russen hatten am Samstag gemeldet, die IS-Infrastruktur erfolgreich bekämpft zu haben. Saudi-Arabien, das seit Monaten einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Jemen führt, fürchtet, dass der Iran im Windschatten der Russen an Einfluss gewinnen könnte. Es ist den Saudis in diesem Zusammenhang gelungen, eine UN-Untersuchung der Verletzung der Menschenrechte im Jemen zu stoppen – sehr zur Empörung von Menschenrechtsorganisationen, wie die New York Times berichtet.
Die Türkei kämpft für ihre eigenen Ziele: Sie kooperiert mit der al-Nusra-Front gegen die Kurden. Die al-Nusra-Front ist der syrische Ableger von Al Kaida. Saudi-Arabien, Katar und die Türkei unterstützen außerdem die Gruppe Ahrar al Sham, die vom Guardian als „konservative islamische Miliz“ klassifiziert wird – eine etwas euphemistische Bezeichnung für eine Gruppe, deren Ziele eindeutig religiös definiert sind. Die Türkei sieht im Eingreifen der Russen die Gefahr, dass die militärischen Ziele im Kampf gegen die Kurden durchkreuzt werden könnten.
Die transatlantische Allianz scheint dagegen entweder den Einfluss verloren zu haben oder versucht, die Golfstaaten und die Türkei für ihre Sache kämpfen zu lassen: Der Think Tank European Council on Foreign Relations warnt laut Guardian vor einer weiteren Eskalation und noch mehr Blutvergießen. Das ist bemerkenswert: Vor der US-Entscheidung, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu stürzen, war Syrien ein stabiles Land, wenngleich weit von einer Demokratie entfernt. Doch das ist Saudi-Arabien auch, und über die demokratischen Fortschritte der Türkei unter Recep Tayyip Erdogan bestehen seit seinem brachialen Kampf gegen die Kurden berechtigte Zweifel.
Julien Barnes-Dacey vom Council on Foreign Relations hält es für möglich, dass die Golfstaaten ihre bisherige Zurückhaltung aufgeben und den Gegnern von Assad auch gefährlich moderne Waffen wie Raketen liefern könnten. Bisher sei dies nicht geschehen, weil man befürchtet habe, solche Waffen könnten in die Hände rivalisierender Gruppen geraten. Auch der Abschuss von Flugzeugen sei mit solchen Waffen möglich, sagte Barnes-Dacey.
Es ist unklar, ob diese Eskalation wirklich stattfindet: Die Nato hofft, dass die Russen durch mehr Widerstand ihre Militärschläge eindämmen könnten. Doch Russland hatte am Wochenende angekündigt, sogar noch mehr Material in die Schlacht werfen zu wollen.
Die Finanz-Community hat sich in ihrer Analyse den US-Neocons angeschlossen und will die US-Militärs offenbar bei ihrer Ehre packen: Jane Kinninmont vom Think Tank Chatham House sagte dem Guardian: „Die Saudis haben den Eindruck, die USA und der Rest der internationalen Gemeinschaft unternehmen zu wenig. Sie wollen an vorderster Front dafür sorgen, dass der Iran in Schach gehalten wird.“