Politik

Krieg eskaliert: Saudis und Türkei werfen neue Waffen in die Schlacht

Als Antwort auf die russischen Luftangriffe gegen den IS haben die Golf-Staaten und die Türkei die Terror-Gruppe mit neuen Waffen versorgt. Der Iran soll ebenfalls Truppen mobilisiert haben. Beobachter sprechen von einer Eskalation. Es kann aber auch sein, dass die Nato versucht, die USA zu einem stärkeren Militär-Einsatz zu bewegen.
05.10.2015 00:11
Lesezeit: 2 min

Die Golf-Staaten und die Türkei haben einem Bericht des Guardian zufolge damit begonnen, die Islamisten in Syrien militärisch noch weiter zu unterstützen. Die Golf-Staaten fürchten, dass die russische Intervention den Iran in der Region stärken kann. Auch Teheran soll Truppen mobilisiert haben, die bereit sind, in Syrien aktiv zu werden. Das berichtet das Wall Street Journal.

Die Russen hatten am Samstag gemeldet, die IS-Infrastruktur erfolgreich bekämpft zu haben. Saudi-Arabien, das seit Monaten einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Jemen führt, fürchtet, dass der Iran im Windschatten der Russen an Einfluss gewinnen könnte. Es ist den Saudis in diesem Zusammenhang gelungen, eine UN-Untersuchung der Verletzung der Menschenrechte im Jemen zu stoppen – sehr zur Empörung von Menschenrechtsorganisationen, wie die New York Times berichtet.

Die Türkei kämpft für ihre eigenen Ziele: Sie kooperiert mit der al-Nusra-Front gegen die Kurden. Die al-Nusra-Front ist der syrische Ableger von Al Kaida. Saudi-Arabien, Katar und die Türkei unterstützen außerdem die Gruppe Ahrar al Sham, die vom Guardian als „konservative islamische Miliz“ klassifiziert wird – eine etwas euphemistische Bezeichnung für eine Gruppe, deren Ziele eindeutig religiös definiert sind. Die Türkei sieht im Eingreifen der Russen die Gefahr, dass die militärischen Ziele im Kampf gegen die Kurden durchkreuzt werden könnten. 

Die transatlantische Allianz scheint dagegen entweder den Einfluss verloren zu haben oder versucht, die Golfstaaten und die Türkei für ihre Sache kämpfen zu lassen: Der Think Tank European Council on Foreign Relations warnt laut Guardian vor einer weiteren Eskalation und noch mehr Blutvergießen. Das ist bemerkenswert: Vor der US-Entscheidung, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu stürzen, war Syrien ein stabiles Land, wenngleich weit von einer Demokratie entfernt. Doch das ist Saudi-Arabien auch, und über die demokratischen Fortschritte der Türkei unter Recep Tayyip Erdogan bestehen seit seinem brachialen Kampf gegen die Kurden berechtigte Zweifel.

Julien Barnes-Dacey vom Council on Foreign Relations hält es für möglich, dass die Golfstaaten ihre bisherige Zurückhaltung aufgeben und den Gegnern von Assad auch gefährlich moderne Waffen wie Raketen liefern könnten. Bisher sei dies nicht geschehen, weil man befürchtet habe, solche Waffen könnten in die Hände rivalisierender Gruppen geraten. Auch der Abschuss von Flugzeugen sei mit solchen Waffen möglich, sagte Barnes-Dacey.

Es ist unklar, ob diese Eskalation wirklich stattfindet: Die Nato hofft, dass die Russen durch mehr Widerstand ihre Militärschläge eindämmen könnten. Doch Russland hatte am Wochenende angekündigt, sogar noch mehr Material in die Schlacht werfen zu wollen.

Die Finanz-Community hat sich in ihrer Analyse den US-Neocons angeschlossen und will die US-Militärs offenbar bei ihrer Ehre packen: Jane Kinninmont vom Think Tank Chatham House sagte dem Guardian: „Die Saudis haben den Eindruck, die USA und der Rest der internationalen Gemeinschaft unternehmen zu wenig. Sie wollen an vorderster Front dafür sorgen, dass der Iran in Schach gehalten wird.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...

DWN
Politik
Politik US-Zölle: Trump reagiert auf Druck der Autobranche
29.04.2025

US-Präsident Trump rudert bei seiner Zollpolitik zurück: Nach heftiger Kritik aus der Autoindustrie will das Weiße Haus nun Entlastungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Wertekrieg: Warum es ökonomisch vernünftig ist, das Wort „Vielfalt“ zu streichen
29.04.2025

Von der internationalen Wirtschaftselite kaum beachtet, vollzieht sich derzeit in den USA eine tektonische Verschiebung – nicht in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Microsoft vollzieht leisen Rückzug aus China – Angst vor Trump-Sanktionen wächst
29.04.2025

Während sich die Spannungen zwischen den USA und China weiter zuspitzen, zieht sich ein globaler Technologieriese offenbar still und...