Politik

EU treibt Pläne für Deportation von Flüchtlingen voran

Lesezeit: 1 min
08.10.2015 01:18
In der Europäischen Migrationsagenda werden Pläne konkretisiert, afrikanische Staaten zur Rücknahme ihrer Bürger zu zwingen. Die Abschiebungen werden vom europäischen Grenzschutz Frontex organisiert. Dieser erhält mehr Macht und Geld.
EU treibt Pläne für Deportation von Flüchtlingen voran

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU-Innenminister beraten am Donnerstag in Luxemburg über neue Rückführungs-Bestimmungen von Flüchtlingen in ihre Herkunftsländer. Vorgegeben ist ein Rückkehrprogramm in der Europäischen Migrationsagenda, die die EU im September veröffentlicht hat.

Interessant ist, dass die EU vor allem jene Pläne forciert, die Flüchtlinge in die Drittstaaten nach Afrika abzuschieben. Länder wie der Niger sollen gezwungen werden, ihre Bürger zurückzunehmen, sonst werden Hilfszahlungen eingestellt.

Im Gegenzug installiert die EU einen Treuhandfonds für Afrika in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Das Geld kommt aus dem Entwicklungsfonds der EU. Der Fonds soll darauf abzielen, die Krisen in der Sahelzone, in der Tschadseeregion, am Horn von Afrika und in Nordafrika zu bewältigen.

Der EU-Aktionsplan zur Rückführung sieht vor, dass der Grenzschutz Frontex die Koordination für die Deportationen übernehmen soll:

„Frontex spielt eine entscheidende Rolle dabei, die praktische Zusammenarbeit bei der Rückführung zu verbessern, und soll diese Rolle weiter ausbauen. Die Agentur hat die Aufgabe, Mitgliedstaaten bei der Rückführung illegaler Migranten zu unterstützen, insbesondere durch die Organisation gemeinsamer Rückführungsaktionen und die Ermittlung bewährter Praktiken für die Beschaffung von Reisedokumenten und die Abschiebung von Migranten. Darüber hinaus wird die Rolle von Frontex als zentrale Stelle der EU für den Erfahrungs- und Wissensaustausch zu Rückkehr/Rückführungsfragen durch das Netz direkter Kontaktstellen für Rückkehrfragen gestärkt.

Im Jahr 2016 wird die Kommission Legislativvorschläge zur Stärkung des Mandats von Frontex im Bereich der Rückführung vorlegen. Sie wird Möglichkeiten prüfen, um der Agentur ein Doppelmandat zu erteilen, das sowohl die Koordinierung der operativen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten im Bereich des Grenzschutzes an den Außengrenzen als auch die Rückführung irregulärer Migranten umfasst. Die Kommission ist bestrebt, bei Frontex eine spezielle Stelle für Rückführungen einzurichten, um der Rolle der Agentur bei der Rückführung besser Rechnung zu tragen. Insbesondere wird sie – aufbauend auf der Erfahrung mit „Brennpunkten“ – die Schaffung von Frontex-Schnelleingreifteams für Rückführungen in Erwägung ziehen“, heißt es in der Europäischen Migrationsagenda.

Das Mandat von Frontex soll für die Rückführungseinsätze gestärkt werden, heißt es wörtlich. Zudem hat die Kommission vorgeschlagen, die Frontex-Mittel für Rückführungen für 2016 um bis zu 15 Millionen Euro aufzustocken.

Im Jahr 2014 haben nach EU-Angaben weniger als 40 Prozent der irregulären Migranten, die aus der EU ausgewiesen wurden, diese tatsächlich verlassen. Dieser Trend bestätigt die geringe Rückkehrquote der vergangenen Jahre (2013 wurden 430.400 Rückkehranordnungen erlassen und rund 215.000 Personen tatsächlich rückgeführt, 2012 betrug das Verhältnis 484.000 zu rund 178.000 und 2011 491.000 zu etwa 167.000).

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstige Modelle - doch ein Produkt wird viel wichtiger
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...