Unternehmen

Welthandel: Rückgang bei Export und Import in Schwellenländern

In den Schwellenländern gehen sowohl die Export- als auch die Importquoten zurück. In Indien lag der Export-Rückgang im September im Vergleich zum Vormonat bei 25 Prozent. Damit brach die Exportquote den zehnten Monat in Folge ein. Das bereitet auch Europa Probleme.
16.10.2015 17:38
Lesezeit: 2 min
Welthandel: Rückgang bei Export und Import in Schwellenländern
Das BIP-Wachstum und Wachstumserwartungen in den verschiedenen Regionen der Welt. (Grafik: IWF)

Indiens Exporte sind im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 25 Prozent auf 21,84 Milliarden Dollar zurückgegangen. Damit brach die Exportquote den zehnten Monat in Folge ein. Indien verfügt über die drittgrößte Wirtschaft Asien und diese wird hauptsächlich durch die starke Binnennachfrage auf den Beinen gehalten. Doch das Land bekommt auch die Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums zu spüren. China hat ebenfalls mit Export- und Importrückgängen zu kämpfen.

„Wir sehen keine Anzeichen für eine Belebung der Exporte in naher Zukunft (…) Wir können froh sein, wenn die Einnahmen aus dem Export im Gesamtjahr von 265 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 270 Milliarden Dollar steigen“, sagt der Generaldirektor der indischen Export-Organisationen, Ajay Sahai. Doch die Regierung in Neu Delhi ist trotzdem etwas erleichtert, weil das Handelsdefizit im September im Vergleich zum Vormonat von 12,5 Millionen Dollar auf 10,48 Dollar zurückgegangen ist. Auslöser dieser Verbesserung sind die Rückgänge bei den Gold- und Ölimporten.

Doch der indische Finanzminister Arun Jaitley zeigt sich optimistisch. „Das indische BIP will per Dezember 2015 mehr als 7,5 Prozent betragen. Indirekte Steuerumsätze zeigen einen positiven Trend und all diese positiven Indikatoren unterstreichen die ökonomische Wiederbelebung Indiens“, zitiert die Economic Times Jaitley. Im zweiten Quartal des aktuellen Jahres hatte das BIP im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent zugelegt.

Jaitley sagt, dass die Schwerpunkte der Regierung auf der Rationalisierung der Subventionen und der Rekapitalisierung der Banken liegen. Zudem sollen die Investitionen in die Infrastruktur und in die Bewässerungswirtschaft getätigt werden, um die Produktionskapazität der Agrarwirtschaft anzuheben. Obwohl 55 Prozent der Inder in der Agrarwirtschaft beschäftigt sind, trägt die Agrarwirtschaft nur 15 Prozent zum BIP des Landes bei.

Die Asian Development Bank (ADB) hatte im Juli ihre Wachstumsprognose für Asien vorgelegt. Statt je 6,3 Prozent für 2015 und 2016 erwarten die Volkswirte nun 5,8 Prozent und 6 Prozent für die beiden Jahre. Ausschlaggebend für diese Einschätzung sind die Wachstumsschwächen der zwei größten Volkswirtschaften Asiens, China und Indien. Der Anteil der Schwellenländer am weltweiten BIP des aktuellen Jahres wird nach einer Prognose des IWF bei 40,29 Prozent liegen. Der Anteil der Industrieländer soll 59,71 Prozent betragen.

Der US-Ökonom Srinivas Thiruvadanthai erklärte im Gespräch mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten die Beziehung zwischen der EU und den Schwellenländern: „Wenn die Schwellenländer schwächeln, trifft das auch die Eurozone. Denn dann kommt es zu einem Export-Rückgang aus der Eurozone in die Schwellenländer. Eine der Hauptstärken der Eurozone ist ihre gute Handelsbilanz. Ein Export-Rückgang würde Europa Probleme bereiten. Auch die USA würden unter einem Rückgang des Wirtschafts-Wachstums der Schwellenländer leiden. Doch ich muss hier erwähnen, dass die USA auf jeden Fall als letztes betroffen wären.“

Dennoch warnt der IWF die Fed vor einer Zinserhöhung - vor allem wegen der Schwellenländer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...