In der Türkei wachsen wenige Tage vor der Parlamentswahl die politischen Spannungen: Die Polizei stürmte am Mittwoch Redaktionsräume des Medienkonzerns Koza Ipek Holding in Istanbul. Dabei setzten die Sicherheitskräfte Wasserwerfer gegen Dutzende Demonstranten vor dem Gebäude ein, in dem die Sender Kanalturk und Bugun TV untergebracht sind. Koza Ipek gehört zum in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan beschuldigt den seit 1999 im US-Exil lebenden Gülen, innerhalb der Türkei eine Parallel-Struktur aufgebaut zu haben. Die Regierung in Ankara ging wiederholt gegen Tausende mutmaßliche Anhänger des Predigers in Justiz, Polizei und den Medien vor. Am Dienstag hatten die Behörden 22 Tochtergesellschaften von Koza Ipek wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten besetzt. Der Konzern bestreitet die Vorwürfe.
Die Türken wählen am Sonntag ein neues Parlament. Umfragen zufolge sieht es nicht danach aus, dass Erdogans islamisch-konservativer Partei AKP die bei der Wahl Anfang Juni verlorene absolute Mehrheit zurückgewinnen kann. Die Neuwahl war notwendig geworden, weil die Koalitionsgespräche der AKP im Sommer gescheitert waren.