Die Tarifgespräche um die Altersversorgung zwischen der Lufthansa und der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo sind endgültig gescheitert. Auch ein Last-Minute-Einigungsversuch zwischen den beiden Tarifparteien am Nachmittag endete ergebnislos. Damit löste sich die letzte Hoffnung in Luft auf, den ab Freitag drohenden achttägigen Streik der Lufthansa-Flugbegleiter noch abzuwenden.
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo schließt Streiks bei der Lufthansa am Freitagvormittag aus. Bis 12.00 Uhr werde es keinen Ausstand geben, teilte Ufo am Donnerstag mit. "Wie es danach weitergeht, werden wir rechtzeitig am morgigen Vormittag ankündigen", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies.
Die Lufthansa erklärte, sie habe Ufo angeboten, auf alle gestellten Forderungen zur Übergangs- und Altersversorgung für die Mitarbeiter einzugehen, um einen Streik abzuwenden. Die Gewerkschaft habe dieses Angebot aber nicht angenommen. Ufo dementierte die Darstellung des Konzerns. "Es ist eine unglaubliche Frechheit", sagte Baublies. Die Lufthansa habe die Vorschläge auf dem Papier aufgegriffen, gleichzeitig aber betont, dass die Gewerkschaftsforderungen viel zu teuer wären.
Ufo fordert ein verbessertes Angebot für die Alters- und Übergangsversorgung der 19.000 Stewardessen und Stewards der Lufthansa. Sollte Ufo wie angedroht eine Woche streiken, wäre es der längste Streik in der Lufthansa-Geschichte. Wann und wo die Lufthansa-Flugzeuge am Boden bleiben, will die Gewerkschaft erst kurz vorher verraten. Die Lufthansa-Töchter Germanwings, Eurowings, Swiss und Austrian Airlines wären von dem Ausstand nicht betroffen. Die Lufthansa kündigte an, noch am Donnerstagabend einen Sonderflugplan zu veröffentlichen, falls es zum Ausstand kommt.
Die Lufthansa ist streikerprobt. Der jüngste Ausstand war im September, als die Lufthansa-Piloten die Arbeit niederlegten. Sie hatten im Frühjahr 2014 drei Tage lang den kompletten Flugbetrieb der Lufthansa lahmgelegt - der bis dato längste Streik bei der Lufthansa.
Die Tarifverhandlungen zwischen Ufo und der Lufthansa ziehen sich seit zwei Jahren hin. Die Arbeitnehmerorganisation kämpft in erster Linie gegen geplante Einschnitte bei der Rente und der sogenannten Übergangsversorgung. Diese betriebsinterne Frührente wird gezahlt, damit Stewards und Stewardessen wegen der körperlichen Belastungen in dem Job schon vor dem offiziellen Rentenbeginn mit 65 Jahren in Ruhestand gehen können. Im Schnitt scheiden die Flugbegleiter derzeit mit 56 Jahren aus.
Nach Aussagen der Lufthansa ist die bisherige Finanzierung der Frührente wegen der niedrigen Zinsen und der im Branchenvergleich hohen Kosten der Lufthansa nicht mehr machbar. Um Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen zu bringen, legte die Lufthansa am Mittwoch ein runderneuertes Tarifangebot vor. In dem Kompromissvorschlag bot der Konzern unter anderem für neu eingestellte Flugbegleiter unter bestimmten Voraussetzungen Verbesserungen an. Grundlegend neu sei die Offerte allerdings nicht, hatte die Lufthansa eingeräumt.
Im Hintergrund köchelt bei dem Tarifclinch noch ein zweiter Konflikt um den Ausbau der früheren Lufthansa-Regionalflugline Eurowings zur Billig-Airline. Dagegen ging auch die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit auf die Barrikaden und bestreikte die Lufthansa seit Frühjahr 2014 insgesamt 13 mal. Auch mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ringt der Konzern derzeit um einen Tarifabschluss für 33.000 Angestellte. Diese Gespräche wurden am Donnerstag ergebnislos vertagt, wie die Gewerkschaft mitteilte. Den Streik der Piloten hatte im Sommer das Landesarbeitsgericht Hessen überraschend gestoppt.