Politik

Slowenien baut Zaun aus Stacheldraht zu Kroatien

Nach mehreren anderen europäischen Ländern hat nun auch Slowenien mit dem Bau eines Stacheldrahtzauns an seiner Grenze begonnen. Wie Augenzeugen berichteten, rollten Soldaten am Mittwoch an der Grenze zu Kroatien Stacheldraht aus. Die slowenische Regierung erwartet in den nächsten Tagen zehntausende neue Flüchtlinge.
12.11.2015 00:35
Lesezeit: 1 min

In der Grenzregion Gibina im Nordosten des Landes errichteten die Soldaten einen Stacheldrahtzaun in Schulterhöhe, wie ein AFP-Journalist berichtete. Örtlichen Medienberichten zufolge gab es ähnliche Aktionen auch an anderen Stellen der rund 670 Kilometer langen Grenze zum EU-Nachbarstaat Kroatien. Ein Stacheldrahtzaun wurde demnach an einem Flussufer nahe Obrezje in Südslowenien errichtet, in unmittelbarer Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Überdies gebe es Pläne für einen Zaun an einer weiteren Stelle.

Die Regierung von Ministerpräsident Miro Cerar hatte in den vergangenen Wochen wiederholt Warnungen ausgesprochen, dass die Grenze gesichert werden könne, um den Flüchtlingsandrang in den Griff zu bekommen. Am Dienstag kündigte die Regierung den Bau von „vorübergehenden technischen Hindernissen“ an der Grenze zu Kroatien an und verwies auf die bevorstehende Ankunft zehntausender weiterer Flüchtlinge in dieser Woche. Demnach werden in den kommenden Tagen 30.000 neue Flüchtlinge erwartet.

Cerar hatte jedoch versichert, dass die Grenzen offenblieben. Ziel sei es, die Flüchtlinge in Richtung der Grenzposten zu leiten und den Andrang auf ein „beherrschbares“ Niveau zu senken. Cerar zufolge soll die Grenzabsperrung auch dazu dienen, eine „humanitäre Katastrophe“ zu verhindern, die mit dem erwarteten Anstieg bei den Flüchtlingszahlen ausgelöst werden könnte.

Da Österreich plane, die Zahl der ankommenden Flüchtlinge auf 6000 pro Tag zu begrenzen, könne sich in Slowenien ein Rückstau bilden.

Slowenien war zu einem neuen Brennpunkt in der Flüchtlingskrise auf der sogenannten Balkanroute geworden, nachdem zunächst Ungarn seine Grenze zu Kroatien mit einem Stacheldrahtzaun geschlossen hatte. Die Flüchtlinge wichen daraufhin auf ihrem Weg in Richtung West- und Nordeuropa auf eine Route über Slowenien aus. Seit Mitte Oktober passierten mehr als 170.000 Flüchtlinge das kleine EU-Land mit nur zwei Millionen Einwohnern.

Das Nachbarland Kroatien übte Kritik an der Errichtung des Grenzzauns in Slowenien. Innenminister Ranko Ostojic sprach von „unnötiger Geldverschwendung“. „Kein Stacheldraht kann Flüchtlinge davon abhalten, ihren Weg zu finden“, wurde der Minister im Sender TV HRT zitiert. Es wäre „besser gewesen“, wie Kroatien Aufnahmezentren und Notunterkünfte einzurichten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...