Politik

Polizei: Gewalttaten gegen Polizei werden hemmungslos

In Deutschland droht eine Amerikanisierung der Polizei: Die Polizei konstatiert einen Anstieg der hemmungslosen Gewalt und warnt davor, dass die Bürgernähe der deutschen Polizei verlorengehen könnte.
25.12.2015 16:42
Lesezeit: 1 min

Nach dem Tod eines Polizeibeamten bei einer Routinekontrolle an Heiligabend in Hessen haben Vertreter der Polizei generell zunehmende Gewalt gegen staatliche Repräsentanten beklagt. Immer wieder seien Polizisten bei ihrer täglichen Arbeit gewaltsamen Attacken ausgesetzt, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, am Freitag in Berlin. Selbst einfache Personenkontrollen würden "dann urplötzlich zu Gewaltausbrüchen", vor denen sich die Beamten kaum schützen könnten.

Wendt äußerte die Befürchtung, dass diese Entwicklung auch Konsequenzen für das Einsatzverhalten der Beamten notwendig machen könnte: "Die Beamten werden misstrauischer, vorsichtiger und das könnte das Bild der Polizei verändern, weil Bürgernähe verloren geht."

"Die Gewalt gegen die Repräsentanten des Staates ist hemmungslos geworden", sagte Wendt weiter dem Portal "Focus Online". Betroffen seien nicht nur Polizisten, sondern auch die Beschäftigten von Gerichten oder Jobcentern. Auch weitere Vertreter von Polizei und Behörden hatten sich entsetzt über die Gewalttat in Hessen geäußert.

Nach dem tödlichen Messerangriff auf einen Polizisten in einem Zug im hessischen Herborn sind am Freitag weitere Details bekannt geworden. Mehrere Medien berichteten unter Berufung auf Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Limburg-Wetzlar, der getötete Polizist habe offensichtlich noch seine Waffe ziehen können und den Angreifer damit angeschossen. Dieser war nach einem Bericht des Hessischen Rundfunks vorbestraft und befand sich nur zur Bewährung auf freiem Fuß.

Der 46-jährige Polizist war an Heiligabend bei einer Kontrolle in einem Regionalzug im Bahnhof von Herborn (Lahn-Dill-Kreis) erstochen worden, wie das Hessische Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft gemeinsam mitteilten. Bei dem Vorfall wurden demnach ein weiterer Polizist sowie der 27-jährige Angreifer schwer verletzt.

Der Zugbegleiter des Regionalexpress-Zuges hatte den Angaben zufolge die Beamten zu Hilfe gerufen, weil sich der 27-Jährige nicht kontrollieren lassen wollte und im Zug randalierte. Als die Polizisten den Zug betraten, griff dieser die Beamten demnach sofort mit einem Messer an. Diese wehrten sich unter anderem mit einer Schusswaffe.

Eine Auswertung der Bilder einer Überwachungskamera ergab nun laut Hessischem Rundfunk und dem Portal "Focus Online", dass der verletzte Polizist nicht geschossen hat, so dass als Schütze nur sein dann verstorbener Kollege in Frage komme. Er wurde nach einem Bericht der HR-Sendung "Hessenschau" von sieben Messerstichen getroffen, davon ein tödlicher in den Hals-Schulter-Bereich.

Der Hessische Rundfunk berief sich auf Auskünfte des Wetzlarer Staatsanwalts Dominik Mies. Demnach stand der Täter wegen einer früheren Verurteilung wegen Körperverletzung unter Bewährungsauflagen. Bei ihm sei ein Alkoholgehalt von 1,6 Promille gemessen worden. "Hier ist eine Aggressivität an den Tag gelegt worden, die man selten antrifft", zitierte "Spiegel Online" den Staatsanwalt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...