Finanzen

Defizit explodiert: Saudi-Arabien kündigt Austeritäts-Kurs an

Der niedrige Ölpreis auf dem Weltmarkt hat ein riesiges Loch in den saudiarabischen Staatshaushalt gerissen. Nun will das Königshaus ein Austeritätsprogramm durchziehen. Eine Kürzung der Militär-Ausgaben wurde noch nicht in Betracht gezogen.
28.12.2015 20:55
Lesezeit: 1 min

Als Reaktion auf den Ölpreis-Verfall kündigte die Regierung in Riad am Montag an, dass Ausgaben reduziert und mehr Einnahmen außerhalb des Ölsektors generiert werden müssten. So würden die Subventionen für Wasser, Strom und Ölprodukte angepasst, teilte das Finanzministerium am Montag mit. Zusätzlich würden Steuern beispielsweise auf Erfrischungsgetränke und Tabak angehoben. Außerdem plant die Regierung Strukturreformen, darunter die Privatisierung einer Reihe von Wirtschaftsbereichen.

In diesem Jahr steigt das Haushaltsdefizit in dem Land auf ein Rekordhoch von 367 Milliarden Rial (rund 90 Milliarden Euro). Im kommenden Jahr will die Regierung die Finanzierungslücke auf 326 Milliarden Rial reduzieren. Dazu sollen die Ausgaben auf 840 Milliarden Rial von 975 Milliarden Rial in diesem Jahr gesenkt werden. Bei den Einnahmen erwartet die Regierung einen weiteren Rückgang auf 514 Milliarden von 608 Milliarden Rial 2015.

Die Haushaltsplanung lässt darauf schließen, dass Saudi-Arabien nicht mit einer schnellen Erholung des Ölpreises rechnet, sondern eine jahrelange Periode billigen Öls erwartet. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte bereits im Oktober ein Umsteuern in dem Land angemahnt und darauf verwiesen, dass Saudi-Arabien andernfalls innerhalb von fünf Jahren das Geld ausgehen werde. König Salman gab sich am Montag optimistisch, dass sein Land die anstehenden tiefgreifenden Reformen schaffen wird: "Unsere Wirtschaft hat das Potenzial, diese Herausforderung zu bestehen", sagte er.

Eine Kürzung der Militärausgaben hat das Königshaus noch nicht in Betracht gezogen. Hier könnten die Saudis richtig viel einsparen, etwa, wenn sie die Finanzierung der verschiedenen Terror-Gruppen im Nahen Osten einstellen würden. Auch der völkerrechtswidrige Krieg gegen den Jemen könnte beendet werden, ebenso wie die Finanzierung der Söldner, die in Syrien die Regierung von Präsident Assad stürzen sollen.

Saudi-Arabien musste vor einigen Wochen erstmals Anleihen begeben, um die Finanzierung sicherzustellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...