Politik

Berichte: Türkei infiltriert mit Truppen den Norden Syriens

Lesezeit: 2 min
21.01.2016 19:21
Israelische, russische und kurdische Medien berichten, dass die Türkei mit Truppen-Einheiten den Norden Syriens infiltriert hätte. Der türkische Geheimdienst behauptet dagegen, russische Soldaten an der Grenze zur Türkei gesehen haben zu wollen. Die Lage ist durchaus explosiv.
Berichte: Türkei infiltriert mit Truppen den Norden Syriens
Die syrische Armee will die antike Stadt Palmyra vom IS befreien. (Screenshot)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Jerusalem Post berichtet am Mittwoch, dass türkische Soldaten in mehreren Truppenverbänden in Syrien einmarschiert sein sollen. Zuvor soll die türkische Armee von ihrem Boden aus Kurden-Stellungen in Nordsyrien bombardiert haben, so ARA News. Dabei sollen mindestens zwei kurdische Kämpfer der YPG/PKK-Milizen verletzt und drei gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden sein. Der Angriff soll sich gegen die Kommandozentrale der Milizen in der Stadt Tel Abyad gerichtet haben. Die Zeitung beruft sich auf Augenzeugen und vermerkt, dass es keinen Widerstand gegen die türkischen Armee-Einheit durch den IS gegeben haben soll. Die Zeitung argwöhnt, dass dies auf die mögliche Absprache zwischen der Türkei und dem IS hindeuten könnte.

Auch russische und kurdische Medien berichten von dem Einmarch. Ob diese Berichte allerdings zutreffen, kann nicht beurteilt werden. Kurden und Russen sind Kriegsparteien und erlauben daher, ebenso wie die Türkei, in diesem Thema keine unabhängige Pressearbeit.

Die Zeitung Hürriyet berichtet, dass der türkische Geheimdienst MIT russische Aktivitäten in Qamischli an der Grenze zur Türkei beobachte. Nach Informationen des MIT wurden russische Soldaten nach Qamischli verlegt. Eine Verlegung von russischen Flugzeugen oder Jets fand nicht statt, so der MIT. Auch in der Vergangenheit seien immer wieder russische Soldaten und Geheimdienstoffiziere in die Region gekommen. Allerdings beschränkte sich ihr Besuch auf die von der syrischen Regierung kontrollierten Gelände, meint der MIT. Der türkische Minister Nabi Avci hingegen sagte am Donnerstagabend, dass die russischen Soldaten in Nordsyrien sich in den Reihen der YPG/PKK aufhalten und gemeinsam mit den Kurden-Milizen agieren würden, meldet die Hürriyet.

Die Russen hatten vor einigen Tagen gesagt, dass sie mit einer Eskalation durch die Türkei rechneten. Wer aktuell das meiste Interesse an einer Eskalation hat, ist faktisch nicht mehr zu beurteilen: Die Geheimdienste haben die Kriegsführung übernommen, die Medien haben Nachrichtensperren oder müssen Propaganda berichten. 

In der Gesamtlage des syrischen Konflikts hat sich seit Donnerstag eine relativ statische Patt-Situation in den Dörfern Al-Bayarat und Al-Dawa entwickelt, die weniger als zehn Kilometer von Palmyra liegen. Palmyra wird seit Mai 2015 vom IS kontrolliert. Seit Monaten befanden sich IS-Kämpfer und Soldaten der syrischen Armee (SAA) am westlichen Stadtrand von Palmyra (Tadmur) in schweren Gefechten.

Die SAA hat ebenfalls am Donnerstag die Belagerung von Sadad durch die Terror-Miliz gebrochen und die Stadt Mahin zurückerobert, während sie auf die IS-Hochburg Karjatain in der Provinz Homs vorstießen, berichtet Al-Masdar News. Dabei konnten die Versorgungswege des IS bei Karjatain über den Norden, Westen und Osten versperren. Dennoch gibt es kleinere Feldwege im östlichen Bezirk von Karjatain, die im Nordosten in Verbindung mit der IS-Hochburg Palmyra (Tadmur) stehen.

Strategisch muss die SAA gefährlich schmalen Streifen Land erweitern, die sie entlang der M3-Autobahn (Homs-Palmyra-Straße) kontrolliert, um den IS vor möglichen Offensiven auf den Luftwaffenstützpunkt Tiyas abzuschrecken. Falls es der SAA gelingen sollte, Karjatain zu erobern, wird es ihr möglich sein, eine große Offensive in Richtung der ölreichen Wüste im Osten Syriens durchzuführen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Online-Handel: Umsätze stagnieren - Verbraucher halten sich zurück
13.10.2024

Auch der Online-Handel dümpelt vor sich hin. Nach den Boom-Jahren während der Corona-Krise ist die schlechte Verbraucherstimmung nun auch...

DWN
Politik
Politik Monatliche Meldepflicht für Bürgergeld-Empfänger: Neue Regelung im Fokus
13.10.2024

Die Ampel-Regierung plant eine monatliche Meldepflicht für arbeitslose Bürgergeld-Empfänger, um ihre Eingliederung in den Arbeitsmarkt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quishing: Wie gefälschte QR-Codes zur unsichtbaren Bedrohung für Unternehmen werden
13.10.2024

Kriminelle nutzen täuschend echte QR-Codes, um Daten zu stehlen – von manipulierten Bank-Briefen bis zu gefälschten Codes an...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Startups: Die Perspektiven fehlen
12.10.2024

Auch für innovative Startups hat Deutschland ein Standortproblem, immer häufiger wird im Ausland gegründet oder ins Ausland abgewandert....

DWN
Panorama
Panorama Tagebuch des Untergangs: Autor Glukhovsky rechnet mit seiner russischen Heimat und Putin ab
12.10.2024

Der russische Kultautor Dmitry Glukhovsky hat im Exil ein "Tagebuch des Untergangs" verfasst, das eine düstere Bilanz seiner Heimat zieht....

DWN
Politik
Politik US-Wahlkampf: Haben Expats in Deutschland entscheidenden Einfluss?
12.10.2024

Zehntausende wahlberechtigte US-Amerikaner leben in Deutschland. Weltweit gibt es Millionen von ihnen. Besonders die Demokraten glauben,...

DWN
Politik
Politik Aufrüstung oder Sozialstaat? Aufrüstung könnte den Sozialstaat bedrohen
12.10.2024

Die Welt rüstet auf. Deutschland, einer der größten Waffenexporteure und Hegemon Europas, hinkt beim Ausbau seiner...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kochroboter und KI: Gastronomie der Zukunft?
12.10.2024

Gastronomiebetriebe in Deutschland setzen zunehmend Roboter ein, um Personalengpässe zu kompensieren – von Küchenaufgaben bis zur...