Finanzen

Staatsfonds stößt Anteile ab: Norwegen wegen Ölpreis-Verfall unter Druck

Der Verkauf von Erdöl ist Norwegens wichtigste Einnahmequelle. Die anhaltend tiefen Preise bedrohen allmählich den Staatshaushalt und erfordern viel zusätzliches Kapital. Norwegens Staatsfonds hat daraufhin im vergangenen Jahr 73 seiner Firmenbeteiligungen verkauft, um an frisches Geld zu kommen.
08.02.2016 00:06
Lesezeit: 1 min

Norwegens Staatsfonds hat im vergangenen Jahr Beteiligungen an 73 Firmen verkauft, wie Financial Times am Donnerstag bekanntgab. Um welche Firmen es sich dabei handelt, hat der Staatsfonds nicht kommentiert. Betroffen seien nach eigenen Angaben viele Unternehmen aus der Kohle-Industrie.

Offiziell heißt es, damit solle ein Zeichen gegen angebliche Verstöße dieser Unternehmen gegen Grundsätze der guten Unternehmensführung oder des Umweltschutzes gesetzt werden. Im Jahr 2014 hatte sich der Fonds, der derzeit Einlagen von rund 730 Milliarden Euro verwaltet, aus 49 Unternehmen zurückgezogen.

Vieles spricht indes dafür, dass der aus den rückläufigen Öl-Einnahmen resultierende zusätzliche Geldbedarf der wahre Grund für die Verläufe sein könnte. Der norwegische Staatsfonds hatte im zweiten und dritten Quartal 2015 bereits Verluste gemeldet, weil aufgrund der niedrigen weltweiten Zinsniveaus auch die Renditen seiner Anlagen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Überdies führt das hohe norwegische Lohnniveau dazu, dass Öl nicht mehr rentabel gefördert werden kann. Die durchschnittlichen Produktionskosten liegen einer Studie zufolge bei etwa 36 Dollar und damit über den derzeitigen Weltmarktpreisen für ein Barrel (159 Liter) Öl. Die Erlöse der verkauften Beteiligungen könnten vor diesem Hintergrund zur Stabilisierung des Staatshaushalts herangezogen worden sein.

Mit dem Finanzierungsproblemen hängt warscheinlich auch die teilweise Abschaffung von Bargeld in Norwegen zusammen. Vor einigen Wochen kündigte die größte Bank des Landes an, fortan keine Kundengeschäfte mit Bargeld mehr abzuwickeln. Andere Banken betreiben schon länger ein rein digitales Geschäft. Die Umgehung von Bargeld erlaubt es der Regierung, die Bürger mit Negativzinsen zum Konsum zu zwingen oder durch Sonderabgaben auf Bankvermögen zu besteuern.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...