Finanzen

Münchener Rück: Bundesregierung schweigt zur Enteignung der Sparer

Der Chef des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück hat die Bundesregierung scharf kritisiert. Diese sehe tatenlos zu, wie die Niedrigzins-Politik der EZB die Sparer faktisch enteigne. Mit Blick auf die Flüchtlingskrise sagte er, dass die Politik offensichtlich nicht mehr in der Lage sei, Krisen zu bewältigen.
16.03.2016 10:31
Lesezeit: 1 min

Der Chef des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück übt Kritik an der europäischen Geldpolitik und an der Bundesregierung, wie Reuters meldet. „Das ist das offizielle Ende der Geldpolitik“, sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Mittwoch mit Blick auf die Senkung des Leitzinses der Europäischen Zentralbank (EZB). „Die Nebenwirkungen haben verheerende Ausmaße angenommen. Hier ist alles aus dem Ruder gelaufen“, sagte der seit 13 Jahren amtierende Münchener-Rück-Chef auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens.

Ihm sei „schleierhaft“, wie die EZB die Anleihen auswählen wolle, von denen sie noch mehr aufkaufen will. Sie halte schon jetzt 25 Prozent aller gedeckten Anleihen und werde schon bald zehn Prozent aller europäischen Staatsanleihen halten.

Die Rückversicherer leiden wie alle großen Kapitalanleger unter den Dauer-Niedrigzinsen. Von Bomhard kritisierte die ausgebliebene Reaktion der deutschen Politik: „An einer solchen Stelle muss sich die Bundesregierung zu Wort melden.“ Dass sie das bisher nicht getan habe, halte er für „befremdlich“. Nur Großanleger wie Hedgefonds oder Staatsfonds könnten den niedrigen Zinsen ausweichen. „Getroffen sind die Ärmeren“, die das nicht könnten, sagte er. Die „Erosion des Rechts“ sei mit Händen zu greifen. „Was wir sehen, besorgt uns in höchstem Maße.“

Auch anderswo zeige die Politik, dass sie nicht in der Lage sei, Krisen zu bewältigen. „Die Frage ist, ob gesinnungsethische Politikansätze der Weisheit letzter Schluss sind“, sagte von Bomhard mit Blick auf die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Von Bomhard zählt zu den schärfsten Kritikern der Zinspolitik der EZB und hatte sich in den vergangenen Monaten mehrfach zu Wort gemeldet. Am Dienstag war bekannt geworden, dass er seinen Posten an der Spitze des Dax-Konzerns im kommenden Jahr niederlegt. Er stellte klar, dass sein Abtritt mit seiner persönlichen Lebensplanung zusammenhängt. „Ich gehe nicht deshalb, weil es immer schwieriger wird aber das Umfeld ist heftig.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...