Finanzen

Insider: EZB erlaubt Bankenfusion in Italien

Die EZB scheint einer Fusion der beiden italienischen Genossenschaftsbanken Banca Popolare di Milano und Banco Popolare grünes Licht zu geben. Das größte Hindernis für einen Zusammenschluss ist die große Zahl fauler Kredite, die die gesamte Branche belasten.
23.03.2016 17:26
Lesezeit: 1 min

Die EZB hat der geplanten Bankenfusion in Italien zur Schaffung des drittgrößten Geldhauses des Landes einem Insider zufolge vorläufig zugestimmt. Zuvor hatten die Banca Popolare di Milano und die Banco Popolare einen überarbeiteten Plan für den Zusammenschluss vorgelegt. „Die EZB hat eine informelle vorläufige Zustimmung gegeben“, sagte am Mittwoch eine Person, die mit den Überlegungen der Europäischen Zentralbank (EZB) vertraut ist. Es wird nun damit gerechnet, dass die Führungsspitzen beider Banken noch an diesem Mittwoch nach Börsenschluss eine Absichtserklärung veröffentlichen.

Die beiden Volksbanken hatten dem Insider zufolge am Dienstagabend ihre Pläne, wie von der Aufsicht gefordert, weiter präzisiert. Experten erwarten, dass ein erfolgreicher Zusammenschluss der beiden Volksbanken weitere Übernahmen in der nach wie vor zersplitterten Finanzbranche des Landes auslösen wird. Eine Fusion der Institute gilt als wichtiger Lackmustest für eine Reform des Sektors.

Banca Popolare di Milano und Banco Popolare verhandeln schon seit Monaten über eine Fusion. Doch zuletzt türmten sich Hindernisse auf. Vor allem der geplante Umgang mit faulen Krediten entpuppte sich einem Insider zufolge als Stolperstein. Die EZB-Bankenaufsicht fordere einen raschen Abbau, hieß es in Finanzkreisen. Die damit verbundenen hohen Verluste würden aber die Kapitalbasis der beiden Häuser angreifen. Durch die Fusion entsteht ein Institut mit einer Bilanzsumme von 171 Milliarden Euro und 25.000 Beschäftigen. Es wäre nach Intesa Sanpaolo und Unicredit die Nummer drei des Landes.

Schätzungen gehen davon aus, dass ausfallgefährdete Kredite von rund 200 Milliarden Euro in den Bilanzen italienischer Banken stehen. Zwei Ereignisse könnten das Problem aus Sicht der EZB aber vordergründig gelöst und so eine Fusion ermöglicht haben. Zum einen hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den deutschen Banken aufsichtsrechtlich bindend mitgeteilt, dass die gemeinsame europäische Einlagensicherung mit deutscher Beteiligung im Jahr 2024 in Kraft treten werde. Die EU-Banken können damit aufsichtsrechtlich legal 2.000 Milliarden Euro aus den deutschen Sparguthaben als Sicherheiten bei der EZB für neue Kredite hinterlegen.

Außerdem hat die EU der Gründung einer Bad Bank in Italien zugestimmt. Mit dieser Lösung wird der nach den neuen EU-Regeln eigentlich seit dem 1.1.2016 verpflichtend vorgesehene Bail-In – also die Beteiligung der Banken-Gläubiger – außer Kraft gesetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...