Nach den Niederlagen der Favoriten im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur, Donald Trump und Hillary Clinton, kommt noch einmal Spannung in die Nominierungen. Ted Cruz und Bernie Sanders setzten sich bei den Vorwahlen in Wisconsin am Dienstag durch und verspüren nun vor dem Endspurt Rückenwind. Rein rechnerisch liegen Trump und Clinton immer noch klar in Führung. Doch vor allem für Trump dürfte es schwierig werden, bei den Republikanern in den verbleibenden zwei Monaten genügend Delegiertenstimmen zu sammeln, um eine Kampfabstimmung mit offenem Ausgang auf dem Parteitag im Sommer zu vermeiden. Bei den Demokraten muss Clinton ihren Wahlkampf dringend wieder in Schwung bringen, denn Sanders schnitt bei sechs der sieben jüngsten Vorwahlen besser ab als die Ex-Außenministerin.
Der vor allem symbolisch wichtige Sieg von Cruz wurde auch von denen in der republikanischen Partei gefeiert, die eine Nominierung Trumps unbedingt verhindern wollen. Sie fürchten, landesweit bei der Präsidentenwahl im November mit dem Provokateur Trump keine Chance auf eine Rückeroberung des Weißen Hauses zu haben. Cruz landete mit zweistelligem Vorsprung vor Trump. Vor jubelnden Anhängern in Milwaukee gab sich der Senator aus Texas gewiss, entweder vor oder spätestens auf dem Parteitag in Cleveland die Nominierung zu sichern. „Und zusammen werden wir Hillary Clinton im November schlagen. Wir gewinnen, weil wir die Republikanische Partei vereinen.“
Trumps Berater warfen Cruz vor, von „falscher Wahlkampfwerbung“ profitiert zu haben, die von Trump-Gegnern für mehrere Millionen Dollar geschaltet worden sei. „Ted Cruz ist schlimmer als eine Marionette: er ist ein trojanisches Pferd, das von den Parteibossen für den Versuch benutzt wird, Herrn Trump die Nominierung zu stehlen.“
Trump war in den vergangenen Tagen wegen Kommentaren zur Abtreibungsdebatte unter Druck geraten. Sein Wahlkampfleiter wurde zudem wegen Körperverletzung einer Journalistin angeklagt. Das spiegelte sich in einer zwischen dem 1. und 5. April ermittelten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos wider, laut der Trump bei den Republikanern landesweit das erste Mal seit November nicht klar in Führung liegt. Cruz hat demnach den Milliardär fast eingeholt.
Bei den Demokraten sah sich Senator Sanders im Aufwind. Auf einer Veranstaltung in Wyoming, wo der Vorwahlmarathon seiner Partei am Samstag Halt macht, sagte er, seine Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit und einer Zügelung der Wall Street komme bei neuen und jungen Wählern immer besser an. Doch auch, wenn er weiter siegt, dürfte es für ihn schwer werden, Clinton einzuholen. Denn anders als bei den Republikanern werden bei den Demokraten die Delegiertenstimmen immer anteilsmäßig vergeben. Clinton sammelt also auch dann Stimmen, wenn sie nur zweite in einem Bundesstaat wird. Sie gratulierte ihrem Rivalen denn auch per Twitter zum Sieg in Wisconsin, rief aber zugleich ihre Anhänger auf, sich auf die nächsten Abstimmungen zu konzentrieren. Im Fokus steht dabei New York, wo es am 19. April um besonders viele Delegiertenstimmen geht.