Politik

Roboterautos: Fiat Chrysler verhandelt mit Google über Partnerschaft

Lesezeit: 3 min
01.05.2016 02:00
Auto- und IT-Branche schließen sich immer enger zusammen. Fiat ist auf der Suche nach Fusionspartnern und verhandelt nun offenbar mit Google über eine technische Kooperation. Deutsche Autobauer sind offenbar skeptischer: Nach Daimler und BMW will auch VW nicht mit Apple oder Google reden – sich aber für Beteiligungen öffnen.

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Die Auto- und IT-Branche schließen sich immer mehr zusammen. Die bei Google seit Jahren entwickelte Technik für selbstfahrende Autos könnte künftig bei Fahrzeugen von Fiat Chrysler zum Einsatz kommen. Der Autobauer verhandele mit der der Google-Mutter Alphabet über eine Zusammenarbeit, berichtet das Wall Street Journal. Während der Internet-Konzern eine Flotte aus mehreren Dutzend zum Teil selbstentwickelter Roboterwagen auf die Straßen schickt, erklärten die zuständigen Manager stets, man suche nur eine Partnerschaft mit etablierten Herstellern.

Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne ist schon länger auf der Suche nach Partnern und wirbt für eine Konsolidierung der Branche. Marchionne brachte bereits einen Zusammenschluss mit der Opel-Mutter General Motors, Volkswagen, Toyota und Ford als mögliche Fusionspartner ins Gespräch, wurde aber von den Konkurrenten bisher abgewiesen. Der Konzern liegt bei der Entwicklung eigener Systeme für autonomes Fahren hinter Konkurrenten wie Ford, General Motors oder Daimler.

Statt der traditionellen Autobauer hat nun offenbar der IT-Riese Google das Interesse erwidert, der ebenfalls seit längerem auf der Suche nach Partnern aus der Autobranche war: Der Chefentwickler der Google-Roboterwagen, Chris Urmson, hatte sich auf der Automesse IAA im vergangenen Herbst zuversichtlich gezeigt, dass sich Partner aus der Autobranche finden werden. „Wir sprechen intensiv mit Autoherstellern und so viele von ihnen denken vorausschauend, sehen die Herausforderungen, die vor uns als Gesellschaft liegen“, sagte er der dpa.

Google baute erst die Sensoren und Steuertechnik nur in Fahrzeuge anderer Hersteller ein, inzwischen sind auch bei dem Internet-Konzern selbst entwickelte kleine elektrische Zweisitzer auf den Straßen. Die Vision ist, bei den Fahrzeugen in Zukunft ganz auf Bedienelemente wie Lenkrad oder Pedale zu verzichten und die Autos komplett vom Computer steuern zu lassen.

Für viele Auto-Hersteller ist die Verschmelzung mit der IT-Industrie daher Teil der Zukunftsstrategie: Auch der ehemalige Hyundai-Manager John Krafcik, der seit vergangenem Herbst das Roboterauto-Projekt leitet, hatte Kooperationen als Ziel für die nächste Phase der Entwicklung ausgegeben. Fiat-Chef Marchionne erklärte wiederholt, dass sich die Auto-Industrie gegenüber Tech-Konzernen wie Alphabet oder auch Apple stärker öffnen sollte.

Die Größen der Auto- und IT-Branche haben dazu sogar jüngst eine Allianz geschlossen, um Politik und Gesellschaft für fahrerlose Autos zu gewinnen. Dazu haben die Konkurrenten Google, Uber, Ford und Volvo eine gemeinsame Lobby-Gruppe gegründet. Ex-Mitarbeiter der US-Verkehrsaufsicht sollen dort künftig für Google sicherstellen, dass der Milliardenmarkt für selbstfahrende Autos durch eine günstige Gesetzgebung möglichst schnell erschlossen wird.

In Teilen der Autoindustrie wird jedoch befürchtet, man könne als Auftragshersteller für Tech-Schwergewichte für Apple oder Alphabet enden. Ende des Jahres wurde in Medienberichten Ford als potenzieller Google-Partner genannt – doch der Autobauer kündigte stattdessen einen Fokus auf die Entwicklung eigener Technologien an.

Auch deutsche Autobauer sind in Sachen Kooperationen skeptisch: Daimler und BMW wollen ebenfalls lieber selber entwickeln statt die Leitung an Silicon Valley abzugeben: Sie haben jüngst ein Angebot zur Zusammenarbeit mit Apple abgelehnt, um gemeinsam ein Auto herzustellen. Das Projekt soll am Streit um die Projekt-Leitung und die Datenhoheit gescheitert sein.

VW hat jüngst ebenfalls erklärt, man plane im Zuge der großen Veränderungen in der Autoindustrie keine Zusammenarbeit mit den Internet-Riesen Apple und Google. „Wir unterhalten uns nicht mit Apple und Google“, sagte VW-Chef Matthias Müller am Donnerstag in Wolfsburg.

Ganz ohne IT-Kooperation gehe es aber in Zukunft auch bei Volkswagen nicht: VW-Chef Müller hatte zuvor angekündigt, sich mehr für Partnerschaften und strategische Beteiligungen zu öffnen. „Die Zeiten, in denen unsere Branche sich abgeschottet hat, gehören endgültig der Vergangenheit an“, so Müller. Mit welchen Firmen nun im Einzelnen Partnerschaften geplant sind, wollte der VW-Chef nicht sagen.

Als alternativer Partner zu den IT-Riesen aus den USA bringt sich derzeit auch der Zulieferer Bosch mit eigener Selbstfahr-Technologie ins Gespräch. Der weltgrößte Autozulieferer Bosch wird mit digitalen mobilen Produkten jedoch auch immer stärker zum Konkurrenten seiner wichtigsten Kunden, den Autoherstellern. „In der vernetzten Welt wird ein Kampf um die Endkunden-Schnittstelle sein“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Die scharfen Grenzen zwischen Autobauern und Zulieferern verschwämmen. „Das ist ein Spagat für Bosch, kein Zweifel.“ Denn normalerweise steckt in einem Auto viel Technik von Zulieferern, doch Kontakt zum Autofahrer für eigene Verkäufe haben sie nicht. Nach Denners Einschätzung wird es jedoch auch gemeinsame Geschäftsmodelle mit Autokonzernen geben, in denen jeder wieder seinen Platz finde.

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