Finanzen

Schulden-Krise: Rating-Agenturen strafen zahlreiche Länder ab

Im ersten Halbjahr haben Rating-Agenturen deutlich mehr Länder herabgestuft als im Vorjahr. Hauptgrund dafür waren meist sehr hohe Schulden in Kombination mit einer schwächelnden Wirtschaft. Die sich häufenden Herabstufungen könnten Vorboten einer Schuldenkrise von globalem Ausmaß sein.
12.07.2016 00:57
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die drei größten Rating-Agenturen haben im ersten Halbjahr die Kreditwürdigkeit von deutlich mehr Staaten herabgestuft, als in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres. Moody’s stufte dieses Jahr bereits 24 Staaten zurück – 2015 waren es bis Jahresmitte nur 10 gewesen. Standard & Poor’s strafte 16 Staaten ab – so viel wie in keinem anderen Halbjahr zuvor mit Ausnahme des Jahres 2011 – und Fitch 14, wie Financial Times schreibt. Zu den Ländern, die von allen drei Agenturen schlechter bewertet wurden, gehören wirtschaftliche Schwergewichte wie Saudi-Arabien oder Brasilien.

Als Hauptgrund für die negativen Korrekturen kristallisierten sich in den meisten Fällen hohe Schuldenstände, ein nachlassendes Wirtschaftswachstum oder eine Kombination beider Probleme heraus. Mit den Verweisen auf die Staatsschulden und die Weltwirtschaft wird eine Problematik vorgezeichnet, welche in den kommenden Jahren zum beherrschenden Thema an den Finanzmärkten avancieren dürfte. Auch der Verfall der Rohstoffpreise – allen voran für Erdöl – hat die Kreditwürdigkeit vieler Länder beeinträchtigt.

Großbritannien wurde nach dem EU-Referendum von S&P und Fitch herabgestuft, Moody’s drohte mit diesem Schritt. „Die kurzfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexit-Referendums werden für Großbritannien besonders schwerwiegend sein“, wird ein Repräsentant von Fitch zitiert. Aber auch für Europa als Ganzes berge der Austritt große Probleme: „Europas politischer Rückschritt könnte negative Auswirkungen auf die Bewertung der Staaten haben. Gerade in der Eurozone kann man einige vergleichsweise hohe Schuldenstände beobachten, welche die Bewertungen wahrscheinlich herabziehen werden.“

Auch bedeutende Schwellenländer, welche bislang als „Motor“ der Weltwirtschaft fungierten, finden sich zunehmend im Fokus der Agenturen. „Ich sehe Parallelen zwischen den Herabstufungen von Ländern der südlichen Peripherie während der Euro-Krise 2011 und dem, was sich gerade bei den Schwellenländern abspielt“, wird ein Analyst der UBS zitiert. „Das ist wirklich sonderbar, die Bonität dieser Länder wird unzweifelhaft schwächer aber die Investoren drängen immer noch herein, weil es dort noch nennenswerte Renditen zu erwirtschaften gibt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...