Politik

Mehr Flüchtlinge: Deutschland verstärkt Kontrollen an der Grenze zur Schweiz

Flüchtlinge und Migranten haben offenbar eine neue Route für ihren Weg in den Norden gefunden: Sie soll von Nordafrika über das Mittelmeer, Italien, die Schweiz und schließlich Deutschland führen. Die Zahl der Personen auf dieser Route stiegt. Die Bundespolizei verstärkt die Kontrollen.
21.08.2016 18:47
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Schweiz droht nach Einschätzung der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag zum neuen Transitland für Flüchtlinge auf dem Weg nach Deutschland zu werden. Die Zahl von Migranten, die versuchten, auf diesem Wege illegal in die Bundesrepublik einzureisen, sei stark gestiegen, berichtete die Zeitung. Sie verweist auf Angaben der Bundespolizei, wonach seit Jahresbeginn 3385 Personen illegal aus der Schweiz nach Deutschland gelangt seien - dies seien 40 Prozent mehr als 2015.

Deutschland habe deshalb seine Kontrollen an der Grenze zur Schweiz verstärkt und «in den letzten Wochen rund 90 Grenzwächter und 40 Bundespolizisten zusätzlich an diesen Grenzabschnitt delegiert», sagte Finanzminister Ueli Maurer, der auch für das Schweizer Grenzwachtkorps zuständig ist, nach Angaben der Zeitung. «Deutschland sichert die Grenze zur Schweiz konsequent», erklärte Maurer. Einwanderer, die illegal aus der Schweiz einreisten, würden zurückgewiesen. «Deutschland rückt von seiner Willkommenskultur eindeutig ab», sagte der Finanzminister.

Das Bundesinnenministerium in Berlin bestätigte, dass die Zahl der Einreisen von Flüchtlingen aus der Schweiz gestiegen ist. Sie liege aber bislang noch pro Tag «im unteren bis mittleren zweistelligen Bereich», erklärte ein Sprecher. «Die Entwicklung steht im Zusammenhang mit der nach wie vor bedeutsamen Mittelmeerroute nach Italien.»

Neben der Schließung der Balkan-Route, auf der Flüchtlinge bis nach Österreich und dann weiter nach Deutschland kamen, hat nach Ansicht der «NZZ am Sonntag» eine langjährige Schweizer Praxis «unfreiwillig eine Sogwirkung»: Flüchtlinge, die aus Italien in der Schweiz ankommen, werden aus Kapazitätsgründen regelmäßig nach Basel und Kreuzlingen an der deutschen Grenze gebracht. Schweizer Behörden hätten bis Ende Juli 4833 «unkontrollierte Abreisen» verzeichnet – «vermutlich in den meisten Fällen nach Deutschland».

Der Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, die Bundespolizei ergreife an der Grenze zur Schweiz «wie bereits seit Wiedereinführung der Grenzkontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze einreiseverhindernde beziehungsweise aufenthaltsbeendende Maßnahmen». Dabei gebe es zwischen der Schweiz und Deutschland einen regelmäßigen Informationsaustausch.

Nach Angaben der Grenzschutzagentur Frontex sind in Italien seit Jahresbeginn etwa 95 000 Bootsflüchtlinge angekommen. Allein im Juli kamen demnach etwa 25 300 - zwölf Prozent mehr als im Juli 2015. Die meisten dieser Migranten stammten aus Nigeria und Eritrea.

In der italienischen Stadt Como an der Grenze zur Schweiz kampieren seit Wochen Hunderte Flüchtlinge, die von der Schweiz abgewiesen wurden. Dazu erklärte das eidgenössische Grenzwachtkorps, man lasse nach wie vor Menschen ins Land, die in der Schweiz um Schutz nachsuchen. Abgewiesen werde, wer kein Asylgesuch stelle oder erkennbar nur durch die Schweiz weiter nach Norden reisen wolle.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine, Russland und Europa: Der Kampf um Donald Trumps Aufmerksamkeit
21.05.2025

Russland und die Ukraine befinden sich nicht nur auf dem Schlachtfeld im Krieg, sondern auch auf dem diplomatischen Schachbrett. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CATL erobert Europa - Wie der Batterie-Gigant die Autobranche erobert
21.05.2025

Volkswagen, BMW, Mercedes und Stellantis – sie alle sind abhängig von CATL-Batterien. Während der chinesische Weltmarktführer in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deindustrialisierung läuft: Firmensterben auf Höchststand seit 2011
21.05.2025

Habecks Energiewende ist gescheitert – mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft: Die Zahl der Unternehmensschließungen lag im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Corona-Lockdown: Gericht weist Schadenersatzklage wegen Ladenschließungen ab
21.05.2025

Non-Food-Händler forderten Millionenentschädigung wegen coronabedingter Ladenschließungen. Der Vorwurf: Eindeutige Verletzung mehrerer...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - AfD-Kandidatin scheitert im Haushaltsausschuss
21.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Überlebensfaktor Cashflow-Management: Wie kleine Unternehmen Liquidität in den Griff bekommen
21.05.2025

Während die EU neue Regulierungen gegen Russland diskutiert und die Zentralbanken die Zinsen weiter hochhalten, kämpfen viele kleine und...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
21.05.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik Trumps „Goldener Schild“: USA planen milliardenschweren Raketenschutzschirm
21.05.2025

Donald Trump plant einen gigantischen Raketenabwehrschild – und will ihn in drei Jahren funktionsfähig sehen. Der „Goldene Schild“...