Politik

Audi verliert vierten Entwicklungschef in vier Jahren

Im Dieselskandal bei Volkswagen räumt ein weiterer hochrangiger Manager seinen Posten: Mit Entwicklungschef Knirsch verliert das Unternehmen erneut eine zentralen Mann in einem sensiblen Bereich.
27.09.2016 01:08
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Entwicklungschef der VW-Konzerntochter Audi, Stefan Knirsch, lege seine Funktion mit sofortiger Wirkung nieder und verlasse das Unternehmen im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat, teilte der Ingolstädter Autobauer am Montag mit. Der promovierte Maschinenbauer und Motoren-Experte war erst zu Jahresbeginn in den Audi-Vorstand aufgerückt. Nachdem die US-Anwaltskanzlei Jones Day, die im Auftrag von VW die Abgasaffäre aufarbeitet, Ungereimtheiten aufgedeckt hatte, wurde Knirsch vor knapp zwei Wochen kalt gestellt. Einen Nachfolger gebe es noch nicht, sagte ein Audi-Sprecher.

Knirschs Aufgaben übernehme zunächst ein langjähriger Konzernmanager, der den Spitzenmanager zuletzt bereits vertreten hatte, sagte der Sprecher. Knirsch ist der vierte Audi-Entwicklungschef in vier Jahren, der seinen Hut nimmt. Sein Vorgänger Ulrich Hackenberg schied im Dezember aus, ebenfalls im Zusammenhang mit der Dieselaffäre. Firmenkenner sehen die häufigen Wechsel im Schlüsselressort Entwicklung mit Sorge. Die Autobranche steht vor gewaltigen Umwälzungen hin zum vernetzten, automatisierten und elektrischen Fahren. Konkurrenten wie BMW oder Mercedes geben auf diesen Gebieten kräftig Gas.

Auch wenn Knirschs Engagement als Technikvorstand sehr hoch gewesen sei, sei die Trennung unumgänglich gewesen, sagte Audi-Betriebsratschef Peter Mosch. "Wir haben von Anfang an klargestellt, dass wir bei der Aufklärung keine Rücksicht auf große Namen nehmen und handeln werden, wenn es nötig ist", ergänzte der stellvertretende Aufsichtsratschef Berthold Huber. Die Arbeitnehmervertreter hatten demnach von Knirsch vor Amtsantritt eine umfassende Erklärung verlangt, um ausschließen zu können, dass er Kenntnis von den Abgas-Schummeleien hatte. "Die aktuellsten Untersuchungsergebnisse zeigen leider ein anderes Bild", sagte Huber. "Deshalb musste es zu dieser Trennung kommen."

Die Ungereimtheiten rund um Entwicklungschef Knirsch brachten in den vergangenen Tagen auch Audi-Chef Rupert Stadler erneut unter Druck. Der Manager wurde von den internen Ermittlern von Jones Day befragt; Insidern zufolge wurde aber nichts Belastendes gegen ihn gefunden. Stadler sitzt auch im Vorstand des VW-Konzerns. Erst im Dezember hatte der Audi-Lenker ein ähnliches Scherbengericht überstanden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...