In Europa werden derzeit offenbar rund 29 Millionen Fahrzeuge gefahren, welche die offiziellen Stickoxid-Grenzwerte deutlich übersteigen. Dies geht aus einem Bericht der Umweltschutzgruppe Transport & Environment (T&E) hervor. T&E berichtet, dass diese Schätzungen „konservativ“ ausgelegt worden seien und dass die Anzahl von 29 Millionen Autos etwa 76 Prozent aller Diesel-Fahrzeuge entspreche, die zwischen 2011 und 2015 verkauft wurden.
Im Zuge der Affäre um manipulierte Dieselfahrzeuge des Volkswagen-Konzerns war bekanntgeworden, dass Autos fast aller großen Hersteller die Grenzwerte im normalen Fahrbetrieb übersteigen, berichtet EUobserver. Demzufolge würde die Abgasregelung automatisch ausgeschaltet oder heruntergefahren, weil eine dauerhafte Anwendung den Motoren schaden würde.
Pikant an den von T&E entdeckten Verstößen gegen die Schadstoff-Grenzwerte ist, dass die Europäische Investitionsbank (EIB) zahlreichen Autokonzernen in den Jahren 2009 und 2010 Kredite im Gesamtumfang von etwa 7,5 Milliarden Euro gewährt hatte, mit dem Ziel, dass dieses Geld in die Entwicklung emissionsarmer Fahrzeuge fließen soll.
Zu den Empfängern der Kredite gehörten Fiat, die französische PSA-Gruppe, Renault, VW, Volvo, Jaguar, Nissan und Ford. Zweck der Kredite sei es gewesen „Investitionen, die eine Reduzierung der Emissionen anpeilen, sowie der Energieeffizienz der europäischen Automobilbranche kurzfristig Unterstützung zukommen zu lassen“, schreibt die EIB in einem Bericht.
So wurde im Sommer 2010 ein Kredit im Umfang von 550 Millionen Euro an Ford ausgereicht, für „die Forschung, Entwicklung und Innovation einer neuen Generation effizienter und schadstoffarmer Diesel- und Benzinmotoren.“ T&E zufolge habe Ford seit dem Erhalt des Kredites jedoch rund 1,5 Millionen Autos verkauft, welche die Grenzwerte der EU um mindestens das Dreifache übertreffen. An die französische PSA-Gruppe gingen 400 Millionen Euro, ebenso wie an Volkswagen.