Die deutschen Exporte nach Russland haben sich nach Angaben des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft seit 2012 von 38 auf knapp 21 Milliarden Euro nahezu halbiert. Das bedeutet einen Umsatzverlust von 17 Milliarden Euro. Die Zahl deutscher Unternehmen mit einer Präsenz dort nahm von rund 6000 auf 5500 ab. Die deutsche Wirtschaft befürchtet, wegen der Sanktionen dauerhaft Marktanteile an die Konkurrenz zu verlieren - beispielsweise aus China. Sie dringt deshalb darauf, die Strafmaßnahmen schrittweise aufzuheben.
Die Hoffnung dürfte auf dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ruhen, der eine Normalisierung der Beziehungen zu Russland will. Angela Merkel hat dagegen gemeinsam mit US-Präsident Obama versucht, die EU-Staatschefs auf eine Verlängerung der Sanktionen einzuschwören.
Immerhin: Die deutschen Exporte nach Russland steigen erstmals seit Beginn der westlichen Sanktionen wieder. Die Ausfuhren legten im dritten Quartal binnen Jahresfrist um 3,9 Prozent zu - was natürlich im Vergleich zum gesamten Verlust nur ein schwacher Trost ist. "Die aktuellen Zahlen lassen hoffen, dass der deutsch-russische Handel nach zwei verlustreichen Jahren die Talsohle durchschritten hat", sagte der Geschäftsführer des Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft, Michael Harms, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Seit Frühjahr 2013 fielen die Exporte in den einstmals am schnellsten wachsenden deutschen Auslandsmarkt 13 Quartale in Folge - zunächst wegen der Wirtschaftskrise in Russland, dann wegen der im März 2014 beschlossenen Sanktionen gegen Russland, auf die die US-Regierung gedrungen hatte.
"Setzt sich die aktuelle Entwicklung fort, könnte für das Gesamtjahr 2016 noch ein leichtes Exportplus erreichbar sein", sagte Harms. In den ersten neun Monaten gab es noch ein Minus von einem Prozent. "Im kommenden Jahr erwarten wir angesichts der moderaten Belebung der russischen Wirtschaft eine weitere Exportzunahme." Für ein kräftigeres Wachstum sei aber eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Unternehmen nötig. "Dazu gehören Fortschritte in der Sanktionsfrage und der Verzicht auf neue protektionistische Maßnahmen auf russischer Seite", erklärte Harms.