Finanzen

EU verlangt von US-Banken höhere Kapitalpuffer

Die EU-Kommission plant eine deutliche Verschärfung der Kapitalbestimmungen für in Europa tätige Banken aus Übersee. Der Schritt könnte eine Reaktion für ähnliche Bestimmungen der Amerikaner sein.
23.11.2016 00:34
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die EU-Kommission will Insidern zufolge die Kapitalanforderungen für die größten Banken aus den USA und Fernost bei Geschäften in Europa erhöhen. Jene Institute, die mindestens 30 Milliarden Euro in der EU verwalteten, sollten ihre Ableger so mit Mitteln ausstatten, dass sie im Krisenfall weder auf Hilfe aus der Zentrale in Übersee noch vonseiten des Staates angewiesen seien, sagten mit den Plänen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Die Vorschläge der EU-Kommission sollen am Mittwoch vorgelegt werden und sind Teil der Vorhaben, die Eigenkapitalregeln für Banken anzupassen.

Die ausländischen Geldhäuser müssen den Informationen zufolge eine neue Einrichtung zwischen dem Mutterkonzern und den Ablegern in der EU schalten. Diese soll mit genügend Kapital ausgestattet sein, dass sie wie eine eigenständige Firma aufgestellt ist - unabhängig davon, wie solide das Mutterhaus im Ausland ist.

Sollten sich die Vorschläge durchsetzen, die noch die Zustimmung von EU-Parlament und Mitgliedsländern finden müssen, dürften die Kosten für große amerikanische Investmentbanken wie JPMorgan Chase oder Citigroup bei Geschäften in der EU steigen. Aber auch führende britische Institute wie HSBC oder Barclays könnten von Mehrkosten betroffen sein, sobald das Vereinigte Königreich die EU verlassen hat.

Wie die Financial Times schreibt, könnte die von der EU-Kommission geforderte Verschärfung der Eigenkapitalbestimmungen eine Reaktion auf ähnliche Bestimmungen sein, welche die US-Regierung im Jahr 2014 gegen europäische Banken eingeführt hatte. Die EU hatte sich damals beschwert, dass es sich dabei um Protektionismus handele und dass man Gegenmaßnahmen erwägen werde. Betroffen von den neuen Regeln wären auch britische Banken, sobald Großbritannien die EU verlassen hat.

Der Vorstoß der Europäer ist zudem im Kontext der Verhandlungen um die sogenannten Basel III-Regeln zur Bankenkapitalisierung zu sehen. Hier drängen die Amerikaner auf schärfere Eigenkapitalrichtlinien, welche sie selbst relativ einfach erfüllen könnten, welche die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Konkurrenten jedoch beeinträchtigen würde. Auch das harte Vorgehen des amerikanischen Justizministeriums gegen die Deutsche Bank könnte ein Teil dieses übergeordneten Konflikts sein.

„Dies ist ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Zu einer Zeit, in der die Bankstrukturen reformiert werden, wird dadurch noch mehr Unsicherheit geschaffen. Wenn Sie eine Holdinggesellschaft schaffen müssen, die als Zentrale für Europa dient, drängt sich die Frage auf, wie viele Zentralen man in Europa braucht“, wird ein Manager einer großen Investmentbank zitiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...