Die EU-Kommission will Insidern zufolge die Kapitalanforderungen für die größten Banken aus den USA und Fernost bei Geschäften in Europa erhöhen. Jene Institute, die mindestens 30 Milliarden Euro in der EU verwalteten, sollten ihre Ableger so mit Mitteln ausstatten, dass sie im Krisenfall weder auf Hilfe aus der Zentrale in Übersee noch vonseiten des Staates angewiesen seien, sagten mit den Plänen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Die Vorschläge der EU-Kommission sollen am Mittwoch vorgelegt werden und sind Teil der Vorhaben, die Eigenkapitalregeln für Banken anzupassen.
Die ausländischen Geldhäuser müssen den Informationen zufolge eine neue Einrichtung zwischen dem Mutterkonzern und den Ablegern in der EU schalten. Diese soll mit genügend Kapital ausgestattet sein, dass sie wie eine eigenständige Firma aufgestellt ist - unabhängig davon, wie solide das Mutterhaus im Ausland ist.
Sollten sich die Vorschläge durchsetzen, die noch die Zustimmung von EU-Parlament und Mitgliedsländern finden müssen, dürften die Kosten für große amerikanische Investmentbanken wie JPMorgan Chase oder Citigroup bei Geschäften in der EU steigen. Aber auch führende britische Institute wie HSBC oder Barclays könnten von Mehrkosten betroffen sein, sobald das Vereinigte Königreich die EU verlassen hat.
Wie die Financial Times schreibt, könnte die von der EU-Kommission geforderte Verschärfung der Eigenkapitalbestimmungen eine Reaktion auf ähnliche Bestimmungen sein, welche die US-Regierung im Jahr 2014 gegen europäische Banken eingeführt hatte. Die EU hatte sich damals beschwert, dass es sich dabei um Protektionismus handele und dass man Gegenmaßnahmen erwägen werde. Betroffen von den neuen Regeln wären auch britische Banken, sobald Großbritannien die EU verlassen hat.
Der Vorstoß der Europäer ist zudem im Kontext der Verhandlungen um die sogenannten Basel III-Regeln zur Bankenkapitalisierung zu sehen. Hier drängen die Amerikaner auf schärfere Eigenkapitalrichtlinien, welche sie selbst relativ einfach erfüllen könnten, welche die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Konkurrenten jedoch beeinträchtigen würde. Auch das harte Vorgehen des amerikanischen Justizministeriums gegen die Deutsche Bank könnte ein Teil dieses übergeordneten Konflikts sein.
„Dies ist ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Zu einer Zeit, in der die Bankstrukturen reformiert werden, wird dadurch noch mehr Unsicherheit geschaffen. Wenn Sie eine Holdinggesellschaft schaffen müssen, die als Zentrale für Europa dient, drängt sich die Frage auf, wie viele Zentralen man in Europa braucht“, wird ein Manager einer großen Investmentbank zitiert.