Finanzen

Banken-Krach Italien: Kunden leeren ihre Konten bei der Monte Paschi

Die Bank Monte Paschi bietet ihren Gläubigern an, Anleihen in Aktien zu tauschen. Besorgte Kunden heben ihre Ersparnisse derweil in großem Stil ab.
17.12.2016 01:26
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena nimmt einen letzten Anlauf zu einer Rettung ohne Staatshilfen, berichtet Reuters. Seit Freitag können institutionelle Investoren und Privatanleger von der Traditionsbank ausgegebene Anleihen in Aktien tauschen. Das Angebot ist bis kommenden Mittwoch befristet, danach will die Bank eine Kapitalerhöhung starten. Insgesamt braucht die älteste Bank der Welt bis zum 31. Dezember frisches Kapital, sonst droht ihr die Abwicklung.

Die Regierung in Rom hatte signalisiert, Monte dei Paschi notfalls mit Staatsgeld davor zu bewahren. Die Bank warnte potentielle und bestehende Anleihe-Investoren bereits, dass diese dann mit Verlusten zu rechnen hätten. Nach seit Jahresbeginn geltenden EU-Regularien müssen Anleger nämlich noch vor einem Eingreifen des Staates zur Kasse gebeten werden – diese „Bail-in“ genannte Maßnahme dürfte jedoch einen Großteil der potentiellen Geldgeber abschrecken.

Aus diesem Grund verlieren immer mehr Kunden das Vertrauen in die seit Monaten in den Schlagzeilen stehende Bank. Seit 30. September seien sechs Milliarden Euro an Einlagen abgezogen worden, allein zwei Milliarden Euro seit dem Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi am 4. Dezember, räumte die Bank ein. Zum Jahresende werde das Institut etwa drei Milliarden Euro weniger Einlagen haben als geplant. Kundeneinlagen sind eine wichtige Refinanzierungsquelle für Banken. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte bereits vor Liquiditätsengpässen gewarnt und deshalb auf eine Kapitalspritze noch vor dem Jahresende gepocht.

Mit dem Tausch von Anleihen in Aktien will Monte dei Paschi das Volumen der nötigen Kapitalerhöhung senken. Die Bank rechne mit einer durchschnittlichen Annahmequote von 40,4 Prozent, erklärte sie am Freitag. Die Rettungsaktion werde insgesamt 558 Millionen Euro kosten, geht aus dem Prospekt hervor. Der größte Posten sind 200 Millionen Euro, die der Bankenrettungsfonds Atlante dafür erhält, dass er Monte dei Paschi einen großen Teil ihrer faulen Kredite abnimmt. Für die Investmentbanken muss sie dagegen nur halb so viel ausgeben wie geplant: Sie hatten eine Garantie für die Platzierung der Kapitalerhöhung zurückgezogen, weil ihnen das zu riskant erschien. Daher bekommen sie weniger Gebühren.

Monte dei Paschi hofft, dass der Staatsfonds von Katar sich mit einer Milliarde Euro an der Kapitalerhöhung beteiligt. Er hat sich laut Bankern aber noch nicht entschieden. Das Institut erklärte nur, es gebe keine Verhandlungen über den Einstieg eines Ankerinvestors.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...