Finanzen

Gegen den Dollar: China stößt massiv US-Staatsanleihen ab

Lesezeit: 2 min
18.12.2016 02:57
China hat den sechsten Monat in Folge US-Staatsanleihen verkauft. Auch andere Staaten versuchen, ihre finanziellen Ansprüche gegenüber den USA loszuwerden.
Gegen den Dollar: China stößt massiv US-Staatsanleihen ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Volksrepublik China hat im Oktober amerikanische Staatsanleihen im Wert von etwa 41,3 Milliarden Dollar abgestoßen. Der Oktober ist damit der sechste Monat in Folge, in dem China seinen Besitz an US-amerikanischen Schuldentiteln („Treasuries“) verringert hat, berichtet Wolf Street. Japan hat China inzwischen als größten Gläubiger der USA abgelöst. Japan hielt im Oktober amerikanische Staatsanleihen im Gesamtwert von 1,131 Billionen Dollar, während China nur noch auf 1,115 Billionen kam. Japan stieß im Oktober US-Anleihen im Gesamtwert von 4,5 Milliarden Dollar ab.

Der Umfang der chinesischen Verkäufe könnte die offiziellen 41,3 Milliarden Dollar noch signifikant übersteigen. „Thomas Simons, einem Kapitalmarkt-Ökonom, welcher die chinesischen Verkaufszahlen als ‚erstaunlich‘ beschrieb, zufolge könnten die in chinesischem Besitz befindlichen US-Papiere noch deutlich stärker um 67,1 Milliarden Dollar gesunken sein, wenn man die Zahlen aus Belgien hinzurechnet. ‚Das ist wichtig, weil angenommen wird, dass China über Belgien einen größeren Teil seiner Staatsanleihen kauft und verkauft‘“, schreibt die Financial Times.

Wie aus Dokumenten des US-Finanzministeriums hervorgeht, haben ausländische private Anleger im Oktober Treasuries im Wert von 18,3 Milliarden Dollar mehr verkauft als gekauft. Öffentliche ausländische Investoren – zu denen auch Zentralbanken gehören – haben unter dem Strich Papiere im Gesamtwert von 45,3 Milliarden Dollar verkauft. Insgesamt stießen ausländische Akteure damit amerikanische Staatsanleihen im Wert von 63,6 Milliarden ab.

Allein in den ersten zehn Monaten dieses Jahres reduzierte die Volksrepublik ihr Engagement in US-Bonds um 10,5 Prozent. Sie greift massiv auf ihre Reserven zurück, um dafür Yuan aufzukaufen und den Wechselkurs der Landeswährung damit zu stützen, der seit dem Einsetzen einer Kapitalflucht unter Druck steht. Außerdem habe die Regierung in Peking einen großen Bedarf an Liquidität, erläuterte Marktstratege Lou Brien vom Handelshaus DRW Trading. Schwellenländer wie China sind durch den steigenden Dollar-Kurs unter Druck geraten, weil der zu Kapitalabflüssen aus diesen Staaten führt und für sie Importe teurer macht. China hat inzwischen Investitionen seiner Bürger und Unternehmen im Ausland erschwert, um die Kapitalflucht in den Griff zu kriegen.

Auch viele andere wichtige Staaten trennen sich seit Monaten von ihren Treasuries. Allein im Oktober reduzierten neun der zehn wichtigsten Gläubiger ihre Bestände, berichtet Reuters. Nur Irland als drittgrößter Gläubiger stockte minimal auf. In den Jahren seit der Finanzkrise haben sich viele sehr stark mit amerikanischen Staatspapieren eingedeckt und fahren dieses Engagement nun allmählich zurück. China überrundete Japan als größten Gläubiger der USA erstmals im September 2008. In der Spitze hielt die Volksrepublik im November 2013 amerikanische Anleihen im Wert von 1,32 Billionen Dollar. Zuletzt war Japan im Februar 2015 zwischenzeitlich auf Platz eins vorgerückt.

Nach Meinung von Beobachtern wird sich der Trend weg von Treasuries in Zukunft fortsetzen. Dies birgt für die USA Risiken, weil der Staat hoch verschuldet und dringend auf einen kontinuierlichen Zustrom von Kapital aus dem Ausland angewiesen ist. Anhaltende Verkäufe dürften zudem dazu führen, dass die Zinsen steigen, was die Rückzahlung der Schulden für die Amerikaner erschwert. „Die Tage, in denen China genug überschüssiges und günstiges Kapital für den US-Staatshaushalt und die Handelsbilanz durch den Kauf von Staatsanleihen bereitgestellt hat, gehen zur Neige“, wird ein Analyst von den Financial Times zitiert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag zum Handelsstart mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...