Politik

Wagenknecht: Deutschland und die USA haben den IS gestärkt

Sahra Wagenknecht kritisiert den Westen wegen seiner Verwicklung in die globalen Kriege: Diese habe den Terror nicht beendet, sondern stärker gemacht.
25.12.2016 23:49
Lesezeit: 2 min

Die dpa bringt ein interessantes Interview mit der Chefin der Fraktion der Linkspartei, Sahra Wagenknecht:

Die Linken-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht wirft der Bundesregierung vor, das Erstarken terroristischer Gruppen mitverantwortet zu haben. «Wir müssen darüber sprechen, warum es überhaupt eine solche Häufung islamistischer Terroranschläge gibt – in Deutschland, Europa, im Nahen Osten», sagte die Linksfraktionschefin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Es stelle sich die Frage: «Welche Mitverantwortung hat die westliche, insbesondere die amerikanische, aber auch die deutsche Außenpolitik für das Erstarken des "Islamischen Staats" (IS) und anderer Terrorbanden?» Seit 15 Jahren werde ein sogenannter «Krieg gegen den Terror» geführt, zuerst in Afghanistan, dann auch im Irak, in Libyen und in Syrien. «Und die Bilanz all dieser Kriege ist, dass der islamistische Terrorismus nicht geschwächt, sondern massiv verstärkt wurde.» Durch die Kriegsbeteiligung der Bundeswehr sei Deutschland inzwischen selbst zur Zielscheibe geworden. «Wir müssen diese Politik verändern», forderte die Politikerin.

«Wir müssen zivile Unterstützung leisten», betonte sie. «Aber alle Einsätze, bei denen die Bundeswehr für den Tod von Menschen mitverantwortlich ist, müssen sofort beendet werden.»

Es sei schlimm, wenn in Syrien Krankenhäuser und Schulen von den Russen oder Präsident Baschar al-Assad in Schutt und Asche gebombt werden. «Aber auch bei den Angriffen der US-geführten Koalition geschieht Ähnliches und es kommen unzählige Zivilisten ums Leben, etwa in Rakka oder aktuell in Mossul.» Das Gleiche gelte für die US-Drohnenangriffe. Damit werde Hass geschürt und das Vorurteil bestätigt, dass dem Westen Menschenleben in der islamischen Welt nichts wert seien. «Es ist zutiefst unehrlich, Russland zu verurteilen und selbst das Gleiche zu tun.»

Deutschland dürfe sich auch nicht ständig «der US-Hegemonie» unterordnen. Mit dem Wahlsieg von Donald Trump sei ein Loslösen «aus dem Schlepptau der US-Politik» dringender geworden. Die USA hätten die Nato in ein Interventionsbündnis verwandelt. Ersetzt werden müsse die Nato durch ein kollektives Sicherheitssystem unter Einschluss Russlands. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sei im Wesentlichen immer dem Willen Washingtons gefolgt. Der zukünftige US-Präsident Trump sende unterschiedliche Signale aus. «Gegenüber China oder Nahost sind es bedenkliche Signale. Wenn er keine Konfrontation mit Russland sucht, wäre das positiv.»

Wagenknecht sagte, Europa müsse großes Interesse an Frieden und Zusammenarbeit mit Russland haben. «Die Tradition der Entspannung bestand darin, durch eine Politik der Kooperation und gemeinsamer Sicherheit die Gefahr eines militärischen Konflikts mit Moskau weitestgehend auszuschließen.» Der frühere SPD-Kanzler Willy Brandt sei der russischen Politik kritisch gegenübergestanden und trotzdem um Entspannung bemüht gewesen. «An diese Tradition sollten wir anknüpfen. Das schließt ein, alles zu vermeiden, was in Russland als Provokation empfunden werden kann.» Eine Flugverbotszone in Syrien etwa, wie sie auch grüne Politiker gefordert hätten, wäre aus ihrer Sicht ohne militärischen Konflikt mit Russland nicht durchsetzbar. «Solche Forderungen sind daher vollkommen verantwortungslos.»

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie China erweitert seinen KI-Einfluss: Erste Schritte im islamischen Technologieraum sichtbar
22.08.2025

China nutzt offene KI-Modelle, religiöse Märkte und diplomatische Strategien, um seine Macht in der KI-Geopolitik auszuweiten. Von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abwanderung von Fachkräften: Immer mehr deutsche Arbeitnehmer verlassen ihr Heimatland
21.08.2025

Immer mehr Deutsche sagen Adieu und wandern aus: 2024 waren es 270.000 Ausreisewillige, 2025 wird ein neuer Rekordwert erwartet. Doch wer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freiwillige vor: Neuer Bahnchef gesucht
21.08.2025

Die Deutsche Bahn steckt in ihrer tiefsten Krise, doch der Verkehrsminister drängt auf schnellen Wechsel an der Spitze. Während geeignete...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenanzeigen: Firmen verschenken Potenzial mit fehlender Familienfreundlichkeit
21.08.2025

Deutsche Unternehmen reden gern über Familienfreundlichkeit, doch in den Stellenanzeigen bleibt davon wenig übrig. Eine neue Analyse...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Importzoll auf Autos aus EU soll rückwirkend sinken
21.08.2025

Washington senkt seine Importzölle auf Autos aus der EU – rückwirkend und überraschend deutlich. Für Europas Autobauer ist das zwar...

DWN
Panorama
Panorama Nord-Stream-Anschlag: Carabinieri verhaften Ukrainer wegen Sprengstoff-Operation
21.08.2025

Seit zwei Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft im Fall der gesprengten Nord-Stream-Pipelines. Nun gerät ein Ukrainer ins Visier, den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Homeoffice auf Rezept? Ärztliches Attest bedeutet keinen Anspruch aufs Homeoffice – was zu beachten ist
21.08.2025

Ärztliche Homeoffice-Atteste liefern Hinweise, sind aber kein automatischer Freifahrtschein. Fehlen verbindliche Regeln und ein...

DWN
Politik
Politik Russland erklärt, in die Sicherheitsgarantien für die Ukraine „einbezogen“ werden zu wollen
21.08.2025

Russland will bei den Sicherheitsgarantien für die Ukraine mitreden – und verlangt ein Vetorecht. Experten warnen: Damit droht Moskau,...