Die Nato-Bündnispartner lassen die Türkei nach Ansicht von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei deren Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Nordsyrien im Stich. Bei der verlustreichen türkischen Offensive zur Eroberung der Stadt Al-Bab zeigten weder Nato-Staaten noch andere alliierte Kräfte in der Region auch nur «das kleinste bisschen Unterstützung», sagte Erdogan am Donnerstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Er warf der Nato «Heuchelei» vor und sagte, die Nato müsse entscheiden, "ob ihr Verbündeter die Türkei ist oder einige Terroristen in Syrien", berichtet Daily Sabah. Im Hinblick auf die US-geführte Koalition sagte Erdogan: "Die Koalition, die eigentlich dafür gegründet wurde, Daesh (also den IS) zu bekämpfen, liefert keine Unterstützung für die türkisch Operation in Al-Bab, welche den Terroristen den größten Schaden zufügt und welche dem Daesh das Genick brechen wird."
Bei seiner Ansprache in Ankara warf Erdogan «vor allem Amerika» vor, nicht die Türkei zu unterstützen, sondern Organisationen, die in der Region «Unschuldige ermorden». Der Präsident warnte zugleich, Terrorgruppen würden sich irgendwann gegen jene Länder richten, die sie förderten. Die USA hatten bereits am Mittwoch Vorwürfe Erdogans vehement zurückgewiesen, wonach sie den IS unterstützten oder Waffen an die von der Türkei bekämpften Kurden-Milizen in Syrien lieferten.
Die US-Botschaft in Ankara hat die Anschuldigungen zurückgewiesen: In einer Mitteilung auf der Website der Botschaft stellt die Vertretung fest, dass die USA den IS nicht erschaffen hätten. Diese Behauptung sei falsch.
Die Türkei kooperiert in Syrien mit Russland und dem Iran. Es ist unklar, welche Position die Nato zu diesem Bündnis einnimmt.
Die Nato-Staaten unterstützen unterschiedliche Söldnergruppen, die ihrerseits von den Golf-Staaten finanziert und entsandt wurden. Saudi-Arabien und die CIA haben in den vergangenen Tagen bestätigt, eine aktive Rolle im Kampf gegen die syrische Regierung zu spielen.