Mit einer Militärparade hat Russland am Dienstag an den Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg erinnert. Die Armee ließ zum Jahrestag des Kriegsendes tausende Soldaten über den Roten Platz in Moskau marschieren. Sie führten Panzer und Raketen vor. Russlands Streitkräfte könnten "jeden möglichen Angriff abwehren", sagte Präsident Wladimir Putin.
Putin betonte bei Abnahme der Parade die Einsatzbereitschaft seiner Streitkräfte: "Die Lehren vergangener Kriege zwingen uns, wachsam zu bleiben." Es "gibt, gab und wird keine Macht geben, die unser Volk besiegen kann". Die internationale Gemeinschaft rief er zum gemeinsamen Kampf gegen "Terrorismus, Extremismus, Neonazismus und andere Bedrohungen" auf.
Moskau werde "immer auf der Seite der Kräfte des Friedens" stehen und mit denen zusammenarbeiten, "die den Weg einer gleichberechtigten Partnerschaft einschlagen", beteuerte Putin, unter dessen Führung Russland der Ukraine die Halbinsel Krim entriss und militärisch in den Syrien-Krieg eingriff.
Bereits zuvor hatte Putin seinen ehemaligen KGB-Chef aufgesucht, unter welchem Putin in Dresden als Spion gedient hatte.
Während Westeuropa am 8. Mai der Befreiung von den Nazis gedenkt, gilt in Russland der 9. Mai 1945 als "Tag des Sieges", da an diesem Tag die Kapitulation der Wehrmacht im sowjetischen Hauptquartier ein zweites Mal besiegelt worden war.
In ganz Russland sowie in mehreren früheren Sowjetrepubliken wurde am Dienstag an den Sieg im Zweiten Weltkrieg vor 72 Jahren gedacht. Auch auf der russischen Luftwaffenbasis Hmeimim in Syrien wurde eine kleine Parade abgehalten. Russland ist mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verbündet und unterstützt im Bürgerkrieg dessen Truppen.
Auch die Rebellen in der Ostukraine marschierten zum Jahrestag auf. Bei einer Parade in der Rebellenhauptstadt Donezk zeigten sie Panzer und schwere Geschütze, obwohl diese Waffen nach dem Minsker Friedensabkommen verboten sind. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP zählte 45 schwere Waffen. Rund tausend Rebellenkämpfer marschierten durch Donezk, außerdem wurden Panzer, Raketenwerfer und Flugabwehrgeschütze aufgefahren.
Donezk liegt in einer Pufferzone, aus der alle schweren Waffen schon vor zwei Jahren hätten abgezogen werden müssen. Rebellen-Anführer Alexander Sachartschenko führte die Parade an. Seine Kämpfer trugen ein orange-schwarzes Banner in den Farben des russischen Georgsbands und Fotos getöteter Rebellen durch Donezk. Mehr als zehntausend Menschen jubelten den Kämpfern zu, sie hatten russische Flaggen und Porträts von Sowjetdiktator Josef Stalin dabei.
Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten kürzlich in Moskau gesagt, man stimme darin überein, dass die Minsker Vereinbarungen eingehalten werden müssen.
In Kiew zogen am Dienstag mehrere hundert Menschen mit Bildern ihrer im Zweiten Weltkrieg getöteten Angehörigen durch die Straßen. Nationalistische Extremisten, die den Gedenkmarsch mit Rauchbomben stoppen wollten, wurden von der Polizei zurückgehalten.
In Berlin versammelten sich wie bereits in den Vorjahren Motorradrocker der russischen "Nachtwölfe" zu einem Gedenken am Sowjetischen Ehrenmal. Angemeldet waren nach Polizeiangaben etwa 200 Menschen mit hundert Motorrädern und einigen Autos. Sie fuhren in einem Korso zum Ehrenmal und legten einen Kranz nieder. Zwischenfälle gab es nicht.