Der Meerenge Bab al-Mandab, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet, droht eine Destabilisierung. Durch diese Meerenge verläuft die weltweit wichtigste Seestraße für den internationalen Öl- und Containerhandel. Etwa 40 Prozent des internationalen Handels mit Schiffen werden über diese Meerenge abgewickelt. Durch Bab al-Mandad wurden nach US-Angaben 2013 pro Tag mehr als 3,4 Millionen Barrel Öl transportiert.
The Middle East Eye berichtet nun, dass die jemenitischen Houthi-Rebellen in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 2017 in der Meerenge Bab al-Mandab einen Raketenangriff auf ein Schiff der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) durchgeführt haben sollen – direkt, nachdem das Schiff den jemenitischen Hafen von Mokha verlassen hatte.
Die saudische Nachrichtenagentur Saudi Press Agency (SPA) und der staatliche russische Nachrichtensender Sputnik bestätigten den Angriff. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtet ebenfalls, dass die Houthi-Rebellen ein Schiff der im Jemen von Saudi-Arabien angeführten Koalition angegriffen hätten. Dabei beruft sich Tasnim auf die Informationen des Fernsehkanals der Houthi-Rebellen Almasirah. Eine militärische Quelle der Houthis, die unter der Bedingung der Anonymität sprach, sagte Almasirah, dass das Kriegsschiff mit einem anspruchsvollen Lenkflugkörper in den Gewässern nahe der Hafenstadt Mokha, 346 Kilometer südlich der Hauptstadt Sanaa, getroffen wurde. Almasirah veröffentlichte ein Video des Angriffs.
Die jüngste Eskalation in der Seestraße von Bab al-Mandab stellt ein enormes Risiko für den internationalen Containerhandel und den Öl-Handel dar.
„Die jüngsten Angriffe auf die Handelsschifffahrt im Golf von Aden und Bab al-Mandab haben gezeigt, dass es immer noch Risiken gibt, die mit den Transiten durch diese Gewässer verbunden sind“, so die von den USA angeführten Combined Maritime Forces (CMF) in einer Mitteilung. Die CMF befindet sich in Bahrain und schützt den Golf von Aden. Bereits im Januar 2017 hatten die Houthi-Rebellen eine saudische Fregatte in der Nähe des Jemens angegriffen. Im Golf von Aden hat es auch immer wieder Piratenangriffe auf Handelsschiffe gegeben, so Oilprice.com.
Für den Iran und Saudi-Arabien bedeutet die Kontrolle über die Seestraße Bab al-Mandab die Dominanz der afrikanischen Energiemärkte, die im nächsten Jahrzehnt ein exponentielles Wachstum der Öl- und Erdgasnachfrage erwarten.
Das Washington Institute for Near East Policy (WINEP) weist in einem Bericht auf die Gefahr einer Blockade der Seestraße von Bab al-Mandab hin. WINEP wörtlich: „In einem Webpost aus dem Jahr 2014 weist die US-amerikanische Internationale Energieagentur darauf hin, dass die Blockierung solcher Wasserwege, auch nur vorübergehend, zu erheblichen Erhöhungen der Gesamtenergiekosten und der weltweiten Energiepreise führen kann'. Der Bab al-Mandab, der den Zugang zum Roten Meer und zum südlichen Ende des Suezkanals kontrolliert, ist vor allem wegen der Abhängigkeit Ägyptens von importiertem LNG-Gas zur Erhaltung seiner Stromversorgung wichtig. Ein LNG-Tanker, der für Ägypten bestimmt ist, überquert jede Woche die Straße. Wenn die Passage behindert werden würde, hätten diese Transporte – und alle anderen Schiffe, die nach Ägypten und dem Mittelmeer führen – keine andere Wahl, als die lange Reise um die Südspitze Afrikas zu machen. Der Bab al-Mandab ist an seiner engsten Stelle, wo die jemenitische Insel Perim in die Wasserstraße in Richtung Eritrea und Dschibuti hineinragt, etwa zehn Meilen breit. Im Rahmen des internationalen Verkehrstrennungsschemas verwendet die in Richtung Norden verlaufende internationale Schifffahrt eine zwei Meilen breite Spur auf der arabischen Seite westlich von Perim, während der in Richtung Süden verlaufende Verkehr eine ähnliche Spur auf der afrikanischen Seite benutzt (…). Mehr als sechzig kommerzielle Schiffe am Tag überqueren die Straße und mehrere Passagier-Kreuzfahrtschiffe nutzen die Strecke ebenfalls.“
WINEP führt aus, dass der Jemen-Konflikt aktuell das größte Risiko für die Meerenge Bab al-Mandab und die internationale Schifffahrt darstelle.
Seit März 2015 greift eine Allianz unter der Führung von Saudi-Arabien zusammen mit Regierungstruppen Stellungen der schiitischen Houthi-Rebellen an. Sie will damit die vom Iran unterstützte Miliz aus der Hauptstadt Sanaa vertreiben und Präsident Abd-Rabbu Mansur Hadi wieder an die Macht verhelfen.