Politik

Öl-Branche rechnet mit Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran

Die neuen Herrscher in Saudi-Arabien dürften die aggressive Politik gegen den Iran verstärken.
24.06.2017 01:15
Lesezeit: 3 min

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Der neue Thronerbe in Saudi-Arabien, Prinz Mohammed bin Salman, wird nach Ansicht von Beobachtern die aggressive Politik gegen den Iran verstärken. Die Möglichkeit eines Krieges wachse beträchtlich.

Olivier Jakob, Geschäftsführer der Petromatrix GmbH, sagt, dass sich nicht die Frage stelle, ob, sondern wann es zu einer Eskalation zwischen dem Iran und Saudi-Arabien komme. „Unter seiner (Anm.d.Red. Mohammed bin Salman) Aufsicht hat Saudi-Arabien eine aggressive Außenpolitik entwickelt und er hat sich mit offensiven Aussagen gegen den Iran nicht zurückgehalten“, zitiert Bloomberg Jakob.

Das Blatt berichtet, dass der neue Kronprinz Mohammed bin Salman einen direkten Draht zum Weißen Haus schaffen wolle. Dabei sollen die saudischen Institutionen weitgehend entmachtet werden. Trump und Bin Salman gelten beide als strikte Gegner des Iran.

Bin Salman hatte Donald Trump im März 2017 im Weißen Haus besucht. Anschließend erklärte ein Berater von Bin Salman gegenüber Bloomberg: „Prinz Mohammad bin Salman betonte, wie schlimm und sehr gefährlich das Atomabkommen für die Region ist. Es hält das radikale iranische Regime lediglich für eine kurze Zeit davon ab, eine Atombombe herzustellen. Dieser Deal könnte zu einer gefährlicheren und kontinuierlicheren Bewaffnung jener Ländern der Region führen, die eine iranische militärisch-nukleare Kapazität nicht akzeptieren werden. Der Präsident und der Kronprinz teilen dieselben Ansichten über die Schwere des iranischen Expansionszugs in der Region. Der Iran versucht, seine Legitimität in der islamischen Welt zu gewinnen, indem er terroristische Organisationen unterstützt (…) Irans Unterstützung für terroristische Organisationen wie Al-Qaida, ISIS, die Hisbollah und weitere Gruppen in Verbindung mit seinem Widerstand zur Lösung der Palästinenser-Frage, als eine Form des Exports seiner eigenen Agenda, sind nichts anderes als ein weiterer Versuch, jene Legitimität zu erlangen, die ihm unter den Muslimen fehlt“, wird der Berater bin Salmans zitiert.

Welche wichtige Rolle Saudi-Arabien aus Sicht der Amerikaner in der Eindämmung der Iraner im Nahen Osten spielen wird, wurde bereits wenige Tage nach dem Amtsantritt Trumps deutlich. Vier Tage nach der Amtseinführung wurde bekannt, dass der US-Konzern Boeing einen der größten militärischen Rüstungsverträge der US-Geschichte mit Saudi-Arabien abwickeln wird. Saudi-Arabien wird 84 Stück des US-Kampfjets F-15 Eagle bekommen, berichtet al Arabiya. Der Deal hat ein Volumen von 29 Milliarden US-Dollar und wurde bereits im Jahr 2011 genehmigt. Doch der erste Jet wurde erst im Januar geliefert. Das Königreich ist einer der größten Kunden für US-Waffen. Etwa zehn Prozent aller US-Rüstungsgüter gingen in den vergangenen Jahren nach Saudi-Arabien. In den vergangenen acht Jahren kauften die Saudis US-Rüstungsgüter im Wert von 115 Milliarden Dollar.

Saudi-Arabiens sucht gegen den Iran nicht nur die Unterstützung der USA, sondern auch jene Israels. Aaron Klein von der Jerusalem Post hatte bereits vor zwei Jahren geschrieben: „In ihrer Verzweiflung haben die Saudis ihre Zusammenarbeit mit Israel hinter den Kulissen auf ein beispielloses Niveau erhöht. Meinen Informationen zufolge erstreckt sich diese auf eine große gemeinsame Sicherheitszusammenarbeit im Falle eines Angriffs auf die iranischen Atomanlagen – einschließlich israelischer technischer Hilfe, um sich gegen eine zweite Welle von iranischen Vergeltungsmaßnahmen gegen Saudi-Ziele zu verteidigen.“

TURKTIME berichtet, dass sich US-Präsident Trump und König Salman in vielen Punkten einig sind. Insbesondere in Bezug auf den Iran werden die Ansichten geteilt. Der Iran werde von Saudi-Arabien als energiepolitischer und wirtschaftlicher Konkurrent angesehen, während Trump deutlich gemacht hat, dass er das Atom-Abkommen mit dem Iran für falsch hält und einen härteren Kurs gegen den Iran angekündigt hat. Beide Seiten sehen den Iran als „Urheber des Terrors“ im Nahen Osten.

Die aktuelle außenpolitische Richtung Trumps lässt zumindest Konturen der Schaffung eines „sunnitischen Halbmonds“ im Nahen Osten, das von Israel gestützt wird und sich gegen den Iran richtet, erkennen.

Der Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, Dore Gold, sagte dem Wall Street Journal im vergangenen Jahr: „Es gibt angesichts der Tatsache, dass beide Seiten mit identischen Herausforderungen in der Region konfrontiert sind, eine offenkundige Konvergenz der Interessen zwischen Israel und vielen sunnitisch-arabischen Staaten.“

Der israelisch-amerikanische Nahost-Analyst Alon Ben Meir scheibt in der Huffington Post: „Um den regionalen Ambitionen des Iran zu begegnen, muss eine Koalition des ,parallelen Halbmonds‘ gegründet werden. Diese neue Koalition muss sich aus Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait, Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman, Jordanien, Palästina, Israel und Ägypten bestehen, die über eine sunnitische Bevölkerung im Volumen von 136 Millionen Menschen haben. Die Gegner werden der Iran, der Irak, der Libanon mit schätzungsweise 99 Millionen Schiiten sein.“

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