Politik

Syrien: Söldner von Al-Kaida sind noch nicht am Ende

Analysten zufolge ist al-Qaida nach einer Namensänderung in Syrien so stark wie nie zuvor.
05.08.2017 21:16
Lesezeit: 2 min

Die radikal-islamistische Söldner-Truppe Hayat Tahri al-Scham (HTS) gewinnt im Nordwesten Syriens weiter an militärischem Einfluss. HTS ist die Nachfolgeorganisation der Al-Nusra-Front, die der syrische Ableger von Al-Qaida war. Die US-Denkfabrik RAND Corporation, die dem Pentagon nahesteht, analysiert: „Im sechsjährigen Syrien-Krieg ist die Präsenz von Al-Qaida stärker als je zuvor. Während viele die Vorstellung von Al-Qaida als politische Einheit in Syrien ablehnen, wurde dasselbe vor 30 Jahren über die Hisbollah im Libanon gesagt. Doch die schiitische Gruppe hat mittlerweile Sitze im Parlament und verfügt über einen großen militärischen Flügel. Wenn es dschihadistischen Gruppen in Syrien – wie Al-Qaida – gelingen sollte, sich ein neues Image zu verpassen, könnten sie Schritte unternehmen, um sich als politische Akteure zu positionieren.“

Nach Angaben von CNN sollen Hisbollah und HTS im Rahmen eines Waffenstillstands vereinbart haben, 9.000 syrische Zivilisten vom Libanon nach Syrien zurückzuführen. Im Gegenzug sollen fünf Hisbollah-Kämpfer von der HTS freigelassen werden, damit diese in den Libanon zurückkehren können. Doch unter den 9.000 Syrern, die jetzt nach Syrien zurückkehren, sollen sich dem Sender zufolge zahlreiche Dschihadisten befinden. Diese Entwicklung birgt die Gefahr in sich, dass die HTS ihr Kämpfer-Potenzial aufstocken könnte, um weitere Geländegewinne zu erzielen.

HTS hatte Mitte Juli 2017 die Provinz Idlib erobert. Künftig könnte es der Gruppe durch den Zuzug von Kämpfern aus dem Libanon gelingen, weiter nach Südsyrien vorzustoßen. Dort hatte sie die Söldner-Truppe Ahrar al-Scham vertrieben. Diese Entwicklung hat enorme Auswirkungen auf den Syrien-Konflikt. Denn nach Angaben des britischen Journalisten Robert Fisk wird die Söldner-Truppe Ahrar al-Scham von Katar und der Türkei unterstützt, wohingegen die Al-Nusra-Front von Saudi-Arabien und auch der CIA unterstützt wurde. Das schreibt er in einem Gastbeitrag für The Independent.

Fisk wörtlich: „Aus Sicht der Syrer, wird nun der saudisch-katarische Streit auf syrischem Boden über die Stellvertreter der beiden Länder ausgefochten. Die ersten Kämpfe brachen in Tel Torgan in der Provinz Aleppo aus und wurden dann auf Saragib in der Landschaft um Idlib ausgedehnt. In Saragib, so scheint es, hat die Al-Nusra-Front jeden Kämpfer von Ahrar al-Scham, den sie aufspüren konnte, getötet. Im Moment hat Ahrar al-Sham eine Allianz mit den turkmenischen Gruppen und den glorreich benannten „Nureddin Zinki“ -Leuten, lokale Kämpfer, die einmal eine Rolle bei der Eroberung des östlichen Aleppo spielten.“

Die syrische Regierung sei zufrieden mit dieser Entwicklung, da sich Gruppen untereinander bekämpfen, die der Regierung in Damaskus feindselig gegenüberstehen. Die Al-Nusra-Front habe zuvor reihenweise US-amerikanische Panzerabwehrwaffen des Typs TOW nach Syrien geschleust. Dadurch habe sie einen großen Kampfvorteil gegenüber der syrischen Armee erlangt – zumindest solange, bis die syrische Armee neue Waffen von den Russen erhalten hatte.

Die Türkei hat Reuters zufolge ihre Militärpräsenz an der südlichen Grenze zu Syrien verstärkt. In der Nacht zum Samstag seien sechs Haubitzen, Panzer und Militärfahrzeuge in die Provinz Kilis verlegt worden, meldete die Nachrichtenagentur Dogan. Kilis grenzt an die von Kurden kontrollierte syrische Region Afrin. In den vergangenen Wochen gab es nach kurdischen Angaben immer wieder Granat- und Artilleriebeschuss zwischen der türkischen Armee und den kurdischen Streitkräften und deren Verbündeten in der Region.

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