Finanzen

J Coin: Erste Digital-Währung als Gegenmodell zum Bargeld

Japanische Banken und die Regierung arbeiten an einer Kryptowährung, um den Gebrauch von Bargeld zurückzudrängen.
07.10.2017 23:16
Lesezeit: 2 min

In Japan wollen mehrere Banken unter Führung der Mizuho Financial Group und der Japan Post Bank eine neue digitale Währung mit dem Namen „J Coin“ starten, die voraussichtlich auf der Blockchain-Technologie beruht. Die Bankengruppe hat dafür die Unterstützung der japanischen Zentralbank und der Finanzaufsicht.

Die Japaner sollen künftig sowohl online als auch in den Geschäften des Landes mit dem J Coin bezahlen können. Sie benötigen dazu lediglich eine Handy-App. Mit dem Smartphone sollen sie dann zum Beispiel auch beim Bezahlen im Supermarkt einfach mit dem Handy einen Barcode einscannen.

Dafür, dass Japans Banken den Geschäften und Konsumenten diesen Service kostenfrei zur Verfügung stellen, sollen sie von den gesammelten Daten profitieren können. Diese liefern den Instituten unter anderem nahezu vollständige Informationen über das Konsumverhalten ihrer Kunden.

„Ich denke, dieses elektronische Geld hat klare Vorteile gegenüber Geldkarten“, sagte Yasuhiro Sato, Präsident und CEO der Mizuho Financial Group, der Financial Times. Denn für die Verwendung von Kredit- und Debitkarten müssen die Geschäfte erhebliche Gebühren zahlen, nicht jedoch für Zahlungen mit dem J Coin.

Der J Coin wäre eins zu eins zum japanischen Yen konvertierbar. Das neue Zahlungssystem soll bereits 2020 für die Olympischen Spiele in Tokio einsatzbereit sein. Es ist auch eine Antwort auf die Ankündigung des chinesischen Unternehmens Alibaba, das kürzlich den mobilen Zahlungsdienst Alipay startete.

Mehrere japanische Banken hatten ihre Regierung und die Aufsichtsbehörden vor Alipay gewarnt. Der Zahlungsdienst wurde kürzlich in mehreren Städten gestartet, darunter auch in Tokio. Die Banken warnen davor, dass die Daten japanischer Kunden nach China gesandt werden.

Mit dem J Coin wollen Japans Banken bei den Olympischen Spielen im Jahr 2020 ihre Fintech-Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dann werden voraussichtlich hunderttausende Touristen Japan besuchen. Nach Ansicht von Yasuhiro Sato sollten alle Banken Japans an dem Projekt zusammenarbeiten.

Mit dem J Coin verfolgt Japan auch das Ziel, die starke Verwendung von Bargeld zu verringern. Fast 70 Prozent des Werts aller Transaktionen zahlen die Japaner mit Bargeld. Das ist mehr als in anderen entwickelten Staaten der Welt – außer beispielsweise in Deutschland und Österreich – die einen Durchschnitt von nur 30 Prozent verzeichnen.

„Wir mögen Bargeld, weil Japan ein sehr sicherheitsbewusstes Land ist“, sagt Yasuhiro Sato, Präsident und CEO der Mizuho Financial Group. „Aber Bargeld ist nicht so produktiv, daher müssen wir die Struktur vom Bargeld hin zu elektronischem Geld ändern.“

Laut einer internen Schätzung der beteiligten Banken – die natürlich an der Einführung des Projekts interessiert sind – könnte das neue Zahlungssystem Japans Wirtschaftskraft um rund 10 Milliarden Yen vergrößern. Denn es reduziert die Kosten des Bargeldgebrauchs und verringert die Gebühren für Einzelhändler und Konsumenten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Migration und Asylpolitik: Faesers Bilanz und die Kontroversen
01.04.2025

Nancy Faeser zieht Bilanz: Weniger Asylanträge, mehr Abschiebungen – die geschäftsführende Innenministerin ist zufrieden. Doch nicht...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Politik
Politik Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück
01.04.2025

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs...