Nach dem Ausbruch eines veritablen Machtkampfs in Saudi-Arabien haben die Anleger am Terminmarkt am Montag auf steigende Ölpreise gesetzt. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 62,90 Dollar je Barrel (159 Liter) – das ist der höchste Stand seit Juli 2015. US-Leichtöl WTI kostete mit 56,28 Dollar 1,2 Prozent mehr – ebenfalls ein Zweieinviertel-Jahres-Hoch. Berücksichtige man unter anderem die am Wochenende im Libanon ausgebrochenen Regierungskrise nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Saad al-Hariri, würden die Spannungen im Nahen Osten förmlich sichtbar, erklärte Commerzbank Analystin Barbara Lambrecht. Fundamentaldaten rückten dadurch in den Hintergrund.
Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed baute am Wochenende seine Macht durch die Festnahme zahlreicher Prinzen und Spitzenpolitiker im Rahmen einer Anti-Korruptionskampagne aus. Unter den Festgenommen soll auch Prinz Alwalid bin Talal sein, einer der wichtigsten Geschäftsmänner des Landes, und Prinz Miteb bin Abdullah, bislang Minister der Nationalgarde. Zu den Reformplänen des Kronprinzen zählen auch Privatisierungen. So soll der weltweit größte Ölkonzern des Landes Aramco im nächsten Jahr an die Börse gehen. Für dessen Marktkapitalisierung wäre ein hoher Ölpreis förderlich.
Analysten vermuten laut Reuters aber nicht, dass Saudi-Arabien – der weltgrößte Ölexporteur – seine OPEC-Politik ändern wird. Das Kartell dürfte die Vereinbarung mit Partnerländern wie Russland über eine im März 2018 auslaufende Förderbremse verlängern, erwarten viele Börsianer. Die Preise wurden auch von den jüngsten Daten aus den USA getrieben: Demnach war die Zahl der aktiven Bohrlöcher überraschend gefallen. Die Analysten von Barclays erhöhten ihre Preisprognose für das laufende vierte Quartal um sechs auf 60 Dollar je Fass. Am Terminmarkt setzen aktuell so viele Anleger wie noch nie auf steigende Ölpreise.