Russischen Beobachtern zufolge will die US-Regierung den Bau des Pipelineprojekts „Turkish Stream“ verhindern, um selbst mehr Einfluss durch Lieferungen von verflüssigtem Erdgas (LNG) auf dem europäischen Markt zu erhalten. Von der russischen Zeitung Nezavisimaya Gazeta befragte russische Experten glauben, dass es neben den wirtschaftlichen Gründen auch politische Faktoren für das Vorgehen gebe.
Lange bevor die USA und die EU Sanktionen gegen Russland erhoben, hätten „US-Repräsentanten regelmäßig den Balkan und Griechenland besucht und politischen Druck erzeugt, um den Abschluss russischer Exportgeschäfte zu unterbinden“, wird Waleri Nesterow von der russischen Sberbank zitiert. „Damals ging es vor allem um die konkurrierenden Pipelineprojekte Nabucco und South Stream. Nabucco ist schon lange Geschichte und andere Projekte sind entstanden. Auch South Stream wurde nie verwirklicht, sondern durch Turkish Stream ersetzt. Die Politik der USA hat sich nicht verändert – sie versucht noch immer, Druck auf die Pipeline auszuüben.“
Nikita Isajew vom Institute for Contemporary Economy zufolge sind die „Gaslieferungen nach Europa für die USA ein Schlüssel, um Druck auf die Europäer auszuüben.“
„Es gibt in den USA eine ganze Menge Projekte zur Verflüssigung von Erdgas, die nicht verwirklicht werden können, weil bislang keine langfristigen LNG-Liefervereinbarungen mit Kunden bestehen. Deshalb versuchen die Amerikaner, neue Kunden zu finden“, sagt Alexander Sobko von der Skolkovo Business School.