Politik

Türkei sieht keine Notwendigkeit für Stationierung von US-Atomwaffen

Lesezeit: 2 min
05.12.2017 01:44
Die Türkei hält den Abzug von US-Atomwaffen aus Incirlik für möglich. Militärisch sei die Stationierung in der Türkei nicht mehr zwingend.
Türkei sieht keine Notwendigkeit für Stationierung von US-Atomwaffen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Während in diversen US-Medien Berichte kursieren, wonach die US-Regierung ihre Nuklearwaffen vom türkisch-amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik abziehen könnte, berichtet die regierungsnahe türkische Zeitung The Daily Sabah, dass dieser Schritt durchaus zum Vorteil beider Länder wäre. Die Nuklearwaffen seien zum Zweck der Abschreckung in der Türkei stationiert worden. Allerdings sei der Kalte Krieg vorüber und es gebe keinen Bedarf mehr an der Stationierung. Eine türkische parlamentarische Untersuchungs-Gruppe hatte am 31. Oktober einen Bericht zur weltweiten Stationierung von US-Nuklearwaffen veröffentlicht. Dem Bericht zufolge befinden sich in der Türkei, Deutschland, Belgien, Italien und Holland insgesamt 150 US-Atomwaffen. Davon sollen sich mindestens 50 in der Türkei befinden. The Daily Sabah führt aus: “Im Detail besagt der Bericht, dass etwa 50 thermonukleare Wasserstoffbomben der Klasse B-61, die zwölf Mal größer sind als die Atombombe, die Hiroshima 1945 zerstört hat, in Incirlik stationiert sind.”

Mustafa Kibaroğlu von der MEF-Universität in Istanbul und Tom Sauer von der Universität Antwerpen führen in einer Analyse mit dem Titel Mr. Trump, Post Nuclear Ban Treaty, NATO’s Nuclear Weapons in Europe are Obsolete” aus: “Mittlerweile sind mitteleuropäische Staaten wie Polen, Rumänien, Bulgarien und die baltischen Staaten Vollmitglieder der NATO und der EU geworden. Kurz gesagt: Es gibt keine militärische Rechtfertigung dafür, taktische US-Nuklearwaffen auf dem europäischem Territorium zu behalten”. Das eigentliche Dilemma aus Sicht von Sauer und Kibaroğlu besteht darin, dass es weder einen Konsens über den Abzug, noch einen Konsens über die weitere Stationierung von US-Nuklearwaffen in der Türkei gebe.

Im Oktober 2017 führte die New York Times in einer Analyse aus, dass die Türkei zwar seit Ende des Zweiten Weltkriegs ein wichtiger Partner der USA gewesen sei, doch das habe sich unter dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan geändert. “Herr Erdoğan hat grundlegende bürgerliche Freiheiten und andere demokratische Normen verletzt, kauft ein russisches Luftverteidigungssystem und hält jetzt Amerikaner als Geiseln fest. Angesichts der anti-amerikanischen Feindseligkeit von Herrn Erdoğan und der zunehmenden Sicherheitsbedenken sollte die Trump-Regierung ernsthafte Überlegungen über den Abzug der US-Atomwaffen aus der Türkei anstellen. Herr Erdoğan, der eine islamische, politische Partei anführt, hat Amerika schon lange als Prügelknaben benutzt, um von seinen politischen Problemen abzulenken. Er erreichte letztes Jahr einen neuen Tiefstand, indem er Washington fälschlicherweise für einen gescheiterten Putsch verantwortlich machte”, so das Blatt.

Die US-amerikanische Arms Control Association berichtete im November 2017, dass die USA als Reaktion auf Erdoğans anti-amerikanische Aktionen und seine Annäherung an Russland die ihre Nuklearwaffen aus der Türkei abziehen sollten. Die Türkei, aber auch ihre Nachbarländer Syrien und Irak, wären instabil, was das Risiko für die Lagerung von Nuklearwaffen in der Türkei erhöhe.

Bereits kurz nach dem Putschversuch am 15. Juli 2016 brachten die US-Medien das Thema um die Lagerung von US-Atomwaffen in der Türkei auf und zweifelten an deren Sicherheit.

Die Washington Post veröffentlichte am 19. Juli 2016 einen Artikel unter dem Titel: „Die USA lagern Nuklearwaffen in der Türkei. Ist das eine gute Idee?“

Am selben Tag veröffentlichte die CNN einen Artikel von der Pentagon-Journalistin Barbara Starr unter dem Titel „Wie sicher sind US-Nuklearwaffen in der Türkei?“

Die New York Times stellte am 20. Juli 2016 die Frage, ob die „USA ihre Nuklearwaffen aus der Türkei zurückholen sollte?“. Die Los Angeles Times forderten sogar die Rücknahme der Nuklearwaffen aus der Türkei.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...