Politik

Flüchtlinge: Ost-Europäern droht Mehrheits-Votum in der EU

Lesezeit: 2 min
15.12.2017 20:42
Die EU kann sich bei der Verteilung von Flüchtlingen und Migranten nicht einigen. Eine Entscheidung über den künftigen Kurs wurde aufgeschoben.
Flüchtlinge: Ost-Europäern droht Mehrheits-Votum in der EU

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Osteuropäer könnten bei der Entscheidung über eine verpflichtende Verteilung von Flüchtlingen und Migranten in der EU überstimmt werden. Beim EU-Gipfel wurde eine Entscheidung wegen der unüberbrückbaren Gegensätze auf kommenden Juni vertagt. Die EU-Präsidenten Jean-Claude Juncker und Donald Tusk äußerten sich nach dem Treffen zu der Möglichkeit, die Entscheidung nicht wie bisher einstimmig, sondern mit Mehrheit zu fällen. Dadurch würden jene Staaten, die sich seit Beginn der Flüchtlingskrise weigern, Menschen aufzunehmen, faktisch überstimmt. Juncker sagte laut Politico, dass eine Mehrheitsentscheidung grundsätzlich möglich wäre: „Die Verträge sehen dies vor“, sagt Juncker. Tusk, der bereits im Vorfeld von einem Scheitern der Quoten-Lösung gesprochen hatte, sagte, man werde alles tun, um ein einheitliches Vorgehen zu ermöglichen. Das Überstimmen von einzelnen Staaten wäre kein Zeichen der „Solidarität“. Allerdings sagte Tusk, dass er als Rats-Präsident für die gesamte EU spreche und nicht für einzelne Staaten.

Ein möglicher Kompromiss könnte sein, dass die Visegrad-Staaten ihren Beitrag in Form von stärkeren Finanzleistungen für den Schutz der EU-Außengrenzen leisten und in diesem Fall keine Flüchtlinge und Migranten gegen ihren Willen aufnehmen müssen.

Ein Durchsetzung der Quoten erscheint aktuell unrealistisch: Der ungarische Minister für Humanressourcen, Zoltan Balog, hat sich mit scharfen Worten gegen eine Verteilquote für Flüchtlinge in der EU ausgesprochen. So lange es keine einvernehmliche Einigung gebe, sollten die anderen Länder "nicht vergewaltigt" werden, sagte Balog am Samstag im Deutschlandfunk.

Nötig sei eine Solidarität, die den Mitgliedstaaten gerecht werde. "Da wird moralisierend an einem Punkt festgemacht, wer böse ist und wer nett", sagte

der Minister. "Wir fühlen uns wohl in der EU, wir fühlen uns zu Hause. Das einzige, was wir wollen, ist, dass diese Entscheidungsvorrichtungen, die immer

das Recht des Stärkeren hervorbringen, dass die geändert werden", sagte Balog.

"Ich habe keinen Zweifel, dass die verpflichtende Quote wichtig ist, aber sie ist nicht Lösung des Problems", sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk zum Abschluss des EU-Gipfels am Freitag in Brüssel. Die Umverteilung in der jetzigen Form, bei der einige osteuropäische Länder nicht mitmachten, sei ineffektiv und koste die gesamte EU sehr viel Zeit.

"Es kann nicht sein, dass es in einigen Bereichen in Europa eine Solidarität gibt und bei anderen nicht. Das geht für mich nicht zusammen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Man habe sehr große Fortschritte im Kampf gegen die illegale Migration gemacht. Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte, dass es auch Solidarität innerhalb der Union brauche. "Das ist unabdingbar." Der Graben in der Frage verläuft in der EU weitgehend zwischen Ost und West. Die neuen Ministerpräsidenten Polens und Tschechiens, Mateusz Morawiecki und Andrei Babis, hatten am Donnerstag in Brüssel bekräftigt, dass ihre Länder trotz eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs das Quotensystem nicht umsetzen wollten.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...