Investoren spekulieren mit so viel geliehenem Geld wie nie zuvor am US-amerikanischen Aktienmarkt. Der Umfang der Verbindlichkeiten ist im Januar um 22,9 Milliarden Dollar auf ein neues Allzeithoch von 665,7 Milliarden Dollar gestiegen, wie aus einer Mitteilung der Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) hervorgeht.
Der derzeitige Umfang übersteigt das bislang größte gemessene Schuldenvolumen von 416 Milliarden Dollar aus dem Juli 2007 demnach um etwa 60 Prozent.
Der Anstieg seit 2007 ist umso bemerkenswerter, wenn er mit der Entwicklung des Wirtschaftswachstums sowie der Inflation im gleichen Zeitraum vergleichen wird. Das nominale (nicht inflationsbereinigte) Bruttoinlandsprodukt der USA stieg seitdem um 32 Prozent. Der Konsumentenpreis-Index – eine wichtige Maßzahl für die Inflation – stieg im selben Zeitraum um 20 Prozent.
Der Schulden-Zuwachs zwischen Januar 2017 und Januar 2018 betrug 112,2 Milliarden Dollar und ist damit der fünfthöchste bislang registrierte Zuwachs in einer Periode von 12 Monaten, berichtet Wolfstreet. Von kleineren Unterbrechungen abgesehen, steigen die Schulden der Aktienanleger bei der New York Stock Exchange seit neun Jahren kontinuierlich an.
Institutionelle und Privat-Anleger an der New Yorker Börse können sich von Brokern Geld leihen, um mit Aktien zu spekulieren. Der Umfang des geliehenen Geldes orientiert sich dabei am Eigenkapital des Anlegers, welches dieser beim Broker in Form seines Aktien-Portfolios hinterlegt hat.
Problematisch wird es, wenn die Kurse an den Börsen zu sinken beginnen. Denn dann sinkt auch der Wert des Aktienportfolios des Kunden. Wenn die Kursverluste eine bestimmte Schwelle überschreiten, fordern die Broker die Anleger auf, mehr Eigenkapital nachzuschießen, weil sie den finanziellen Puffer für mögliche Rückzahlungsschwierigkeiten der Kunden verstärken müssen. Es kommt zu einem sogenannten „Margin Call.“
Um das zusätzlich benötigte Nachschuss-Eigenkapital für die Broker bereitzustellen, müssen viele Investoren Aktien verkaufen, was zu weiter sinkenden Kursen führt. Im Ernstfall kann sich daraus eine Abwärtsspirale entwickeln.
Kurz vor dem jüngsten Abverkauf an den Aktienmärkten warnte die FINRA die Schuldner vor den Konsequenzen eines Margin Calls. „Investoren, welche dem Margin Call nicht nachkommen können, kann ein Großteil der Konten und Portfolien unter schlechten Marktbedingungen liquidiert werden. Diese Liquidierungen führen für die Anleger zu substantiellen Verlusten.“
Konkret listete die FINRA folgende Maßnahmen auf, welche die Broker durchführen könnten:
Ihre Firma kann den Verkauf von Wertpapieren in ihrem Portfolio erzwingen, um den Margin Call zu sichern.
Ihre Firma kann ihre Wertpapiere verkaufen, ohne es Ihnen mitzuteilen.
Sie können nicht wählen, welche Wertpapiere oder Anlagen aus ihrem Portfolio verkauft werden.
Ihre Firma kann die Nachschuss-Forderungen jederzeit ausweiten und muss Sie davon im Vorwege nicht unterrichten.
Ihnen steht kein Aufschub bei Margin Calls zu.
Sie können mehr Geld mit einem Margin-Konto verlieren, als der Nennwert dessen beträgt.