Die deutsche Industrie hat sich im Februar wegen einer schwachen Inlandsnachfrage kaum von dem zu Jahresbeginn erlittenen Auftragsschwund erholt. Die Unternehmen sammelten 0,3 Prozent mehr Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. Ökonomen hatten ein deutlich größeres Plus von 1,5 Prozent erwartet.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat meldete das Bundesamt einen Zuwachs beim Auftragseingang um 3,5 Prozent. Auch in dieser Abgrenzung wurde die Erwartung von plus 6,5 Prozent deutlich verfehlt.
Im Januar hatte es einen Rückgang von 3,5 Prozent gegeben, den stärksten seit einem Jahr. „Trotz des verhaltenen Starts in das laufende Jahr dürften die Auftragseingänge aufwärtsgerichtet bleiben“, behauptet das Ministerium. „Die Weltkonjunktur befindet sich weiterhin im Aufschwung, so dass die Nachfrage nach deutschen Industriegütern hoch bleiben dürfte.“
Die Auslandsnachfrage zog im Februar mit 1,4 Prozent an. Dabei nahmen die Bestellungen aus der Euro-Zone um 4,5 Prozent zu, während die aus dem Rest der Welt um 0,6 Prozent schrumpften. Die Inlandsnachfrage gab sogar um 1,4 Prozent nach. „Die wesentlichen Nachfrageimpulse kommen tendenziell weiterhin aus dem Ausland, zuletzt vor allem aus dem Euro-Raum“, fasste das Ministerium zusammen.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hält die Flaute für verkraftbar. „Die deutsche Industrie hat derzeit noch alle Hände voll zu tun“, sagte DIHK-Expertin Sophia Krietenbrink. Ob dies auch so bleibe, hänge davon ab, wie sich der Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaft USA und China entwickele. „Die Zollerhöhungen stellen nicht nur eine Gefahr für das Wachstum in den USA und China dar“, warnte Krietenbrink. „Sollte sich das Wachstum in den beiden Ländern verlangsamen, könnte das mittelbar auch deutsche Unternehmen treffen.“ Die USA sind der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Unternehmen, China folgt auf Platz drei.
Die deutsche Industrie sitzt derzeit auf dem höchsten Auftragsbestand seit Jahren. Die Reichweite lag zu Jahresbeginn bei 5,5 Monaten. Selbst wenn von heute auf morgen kein Neugeschäft mehr zustände käme, könnten die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes durchschnittlich knapp ein halbes Jahr weiter produzieren, ohne Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen. „Da die Kapazitäten bereits gut ausgelastet sind, wird derzeit mehr Zeit benötigt, um Aufträge abzuarbeiten“, sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. „Der Wachstumszenit ist erreicht.“
Nach einem schwachen Jahresstart haben sich auch die Geschäfte der Einzelhändler in der Euro-Zone im Februar nur geringfügig erholt. Ihre Umsätze legten um 0,1 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit plus 0,5 Prozent gerechnet. Noch im Januar waren die Erlöse um 0,3 Prozent geschrumpft.
Die Kunden gaben im Februar 0,8 Prozent mehr für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren aus. Der Kraftstoffumsatz an Tankstellen nahm um 0,9 Prozent zu. Auch die Geschäfte mit Arzneimitteln und Medizinprodukten entwickelten sich besser. Dagegen bestellten die Verbraucher weniger bei Internet- und Versandhändlern. Hier lag das Minus bei 1,8 Prozent. Auch elektrische Geräte und Möbel waren weniger gefragt.