Der britische Hedgefonds Crispin Odey wettet mit einer riskanten Wette auf einen Preisverfall bei britischen Staatsanleihen mit langer Laufzeit. Wie die Financial Times berichtet, hat der Fonds – welcher derzeit nur Vermögen in der Größenordnung von 173 Millionen Pfund verwaltet – selbst Schulden aufgenommen, um fast 270 Millionen Pfund auf sinkende Preise zu setzen. Sinken die Preise, steigen im Gegenzug die Zinsen der Papiere und der britische Staat muss mehr Geld für den Schuldendienst bezahlen.
Die Wette scheint ein letzter Versuch des Fonds zu sein, den Abfluss an Vermögen zu kompensieren, den Crispin Odey in den vergangenen Jahren erleiden musste. Im Jahr 2016 verlor der Fonds fast die Hälfte der damals noch etwa 2,5 Milliarden Pfund Vermögen. Im vergangenen Jahr gab es einen Verlust von 21,7 Prozent.
Crispin Odey spekuliert entweder auf den Ausbruch einer Schuldenkrise in Großbritannien oder auf ein deutliches Anziehen der Inflation, was ebenfalls zu sinkenden Preisen und steigenden Zinsen führen würde.
Tatsächlich sind die britischen Haushalte massiv verschuldet. Bereits jetzt können Millionen von ihnen einem Bericht des Guardian zufolge nur mit Hilfe ständiger Schuldenaufnahme über die Runden kommen, welche sich im Fall einer Straffung der Geldpolitik verteuern würden. Zudem besitzt eine Mehrheit der Briten einer Untersuchung zufolge praktisch keine Ersparnisse oder ist chronisch insolvent.
Auch die Inflation im Land ist seit dem Bekanntwerden des Austritts aus der EU im Juni 2016 merklich gestiegen, was sich in der Vergangenheit insbesondere in sinkenden Konsumausgaben der Bürger niedergeschlagen hatte.
Die Rendite 30-jähriger britischer Staatsanleihen sank in den vergangenen zehn Jahren. Noch im Jahr 2010 lag sie bei etwa 4,5 Prozent, wie aus Daten von Tradingeconomics hervorgeht. Seit etwa Mitte 2016 hat sie sich knapp unterhalb der Marke von 2 Prozent eingependelt.
An einer Investorentagung sagt der Fondsgründer Robin Crispin William Odey vergangenes Jahr: „Die britische Zentralbank hat Anleihen des Staates auch nach Aufkommen der mit dem Brexit zusammenhängenden Unsicherheit gekauft. Das hat jetzt zur Folge, dass die Bürger noch weniger sparen und stattdessen noch mehr Schulden aufnehmen. (…). Jetzt haben wir eine Situation, in der die Inflationsrate bei 3,1 Prozent liegt, der Staat darf seine Verschuldung jährlich aber nur um 1,5 Prozent steigern. Jetzt gibt es Druck, dass diese Schuldenobergrenze eingerissen wird, damit man bei steigender Inflation noch mehr Schulden machen darf“.
***
Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:
Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.