Anleger haben auch am Mittwoch in großem Umfang Staatsanleihen Italiens verkauft. Entsprechend zogen die Renditen der zehnjährigen Papiere und damit die Refinanzierungskosten des hoch verschuldeten Landes auf ein 14-Monats-Hoch von 2,45 Prozent an, nachdem es am Dienstagabend noch 2,33 Prozent waren. Die EU-Kommission warnte vor Ansteckungsgefahren in der Euro-Zone. Auch viele Investoren sehen dieses Risiko, weshalb in den vergangenen Tagen die Renditen der spanischen und portugiesischen Staatsanleihen leicht anzogen. „Italien ist die Achillesferse der Euro-Zone“, fasste Analyst Eugen Keller vom Bankhaus Metzler die Stimmung zusammen.
Die Renditen der spanischen und portugiesischen Staatsanleihen lagen mit 1,4 beziehungsweise rund zwei Prozent deutlich unter der ihrer italienischen Pendants. Anfang Mai waren sie mit 1,3 beziehungsweise 1,68 Prozent aber noch erheblich niedriger.
Insgesamt seien die Marktreaktionen bislang moderat, sagte ein Händler. „Aber wenn es mal richtig kracht, dürften auch die Spanier und Portugiesen das massiv zu spüren bekommen.“ Noch setze der Markt darauf, dass die EU das zu verhindern wisse. Dennoch profitiere Deutschland von seinem Status als sicherer Anlagehafen. So stieg der Kurs der zehnjährigen Bundesanleihen am Mittwoch um 62 Ticks auf 100,04 Punkte, was im Gegenzug die Rendite zeitweise unter 0,5 Prozent von 0,56 Prozent am Dienstagabend drückte.
Dazu trugen aber auch schwache Konjunkturdaten aus der Euro-Zone bei. Denn Anleger am Geldmarkt reduzierten ihre Wetten auf eine erste Zinserhöhung der EZB Mitte nächsten Jahres.
Eine Änderung der lockeren EZB-Geldpolitik und jüngste politische Entscheidungen in Italien bergen nach Ansicht der EU-Kommission Risiken für die Finanzstabilität des Landes und Gefahren für andere Euro-Länder. „Vor dem Hintergrund seiner systemischen Bedeutung ist Italien eine Quelle von potenziellen, signifikanten Auswirkungen auf den Rest der Euro-Zone“, erklärte die Brüsseler Behörde am Mittwoch in ihren länderspezifischen Empfehlungen. Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis forderte von der designierten neuen italienischen Regierung erneut eine verantwortungsbewusste Haushaltspolitik. Italien müsse weiter seine hohen Staatsschulden abbauen und Strukturreformen fortsetzen. EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pierre Moscovici sagte, es müsse eine vertrauenswürdige Antwort der Regierung auf die Schuldenfrage geben.
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