Politik

Russland errichtet humanitären Korridor im Süden Syriens

Russland und Syrien haben im Süden Syriens drei humanitäre Korridore errichtet. Dort läuft eine Operation gegen internationale Söldner.
30.06.2018 02:06
Lesezeit: 2 min

In der süd-syrischen Region Daraa haben Russland und Syrien aufgrund der aktuellen Militäroperation gegen die Terror-Miliz ISIS und die Al-Nusra-Front drei humanitäre Korridore errichtet. Die Errichtung der Korridore erfolgte am Mittwoch. Diese sollen dazu genutzt werden, um Zivilisten aus der Region zu evakuieren. Die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA berichtet, dass am Donnerstag dutzende Familien evakuiert wurden.

Etwa 160 Familien, darunter Kinder, Frauen und ältere Menschen, wurden über den Kherbit Ghazaleh-Korridor evakuiert und in provisorische Wohnlager in der Stadt Jbab gebracht. Über den Dael-Korridor wurden 300 Familien evakuiert. Aus der Stadt al-Mesifra konnte noch keiner evakuiert werden, da sie sich noch unter der Kontrolle der Al-Nusra-Front befindet.

Die syrische Armee (SAA) hat mittlerweile auch die Kontrolle über die Städte al-Karim al-Janoubi und Shaara in der Landschaft von Daraa erzielt, so SANA. 75 Söldner sollen sich freiwillig ergeben und ihre Waffen niedergelegt haben. Zuvor hatten sich Verbände der Freien Syrischen Armee (FSA) der SAA angeschlossen, um erstmals gegen die Al-Nusra-Front zu kämpfen.

Der Söldner-Kommandant Abu Shaima sagte der Jerusalem Post: „Ihr Ziel ist es, die westliche Landschaft von Daraa von der Stadt (Daraa, Anm. d. Red.) und der östlichen Landschaft von Daraa zu trennen.”

Die israelische nachrichtendienstliche Webseite DEBKAfile berichtet, dass sich an der syrisch-russischen Militäroperation in Daraa und Quneitra auch Hisbollah-Milizen und Mitglieder der iranischen Revolutionsgarrde (IRGC) beteiligen würden. Zudem soll sich die Liwa Zulfiqar-Miliz an der Operation beteiligen. Das regionale Kommandozentrum der IRGC befinde sich in der süd-syrischen Stadt Izra.

Aus dem Kampfgebiet im Südwesten Syriens gibt nach Informationen aus jordanischen Regierungskreisen bestätigte Berichte über einen Waffenstillstand. Er solle zu einer Aussöhnung zwischen den Söldnern und den Regierungstruppen führen, hieß es in den Kreisen laut Reuters. Zuvor hatte Regierungssprecherin Dschumana Ghunaimat der staatlichen Nachrichtenagentur Petra gesagt, Jordanien unterstütze eine Waffenruhe, die dem Schutz von Zivilisten diene.

Die Zahl der Kriegsflüchtlinge im Südwesten Syriens hat sich nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR seit Wochenbeginn auf 160.000 verdreifacht. "Wir gehen davon aus, dass es in der Nacht zum Samstag noch mehr werden", sagte der UNHCR-Sprecher in Jordanien, Mohammad Hawar.

Der Südwesten Syriens zählt zu den wenigen Gebieten, die teilweise noch von internationalen und islamistischen Söldnern kontrolliert werden. Seit Mitte Juni haben Regierungstruppen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe ihre Offensive insbesondere im Bereich der Großstadt Deraa verstärkt.

Die Nachbarländer Israel und Jordanien haben erklärt, sie würden von den Kriegsflüchtlingen niemanden aufnehmen. Jordanien hat bereits rund 650.000 Personen aus Syrien aufgenommen.

In Libanon erklärte der Chef der mit Syriens Präsident Baschar al-Assad verbündeten Hisbollah, Sajjed Hassan Nasrallah, ein "sehr großer Sieg" stehe im Südwesten Syriens kurz bevor.

Anklagen in Frankreich

Währenddessen hat die französische Staatsanwaltschaft am Donnerstag vorläufige Anklagen gegen die französische Tochter der internationalen Baustofffirma LafargeHolcim Ltd. erhoben, weil sie terroristische Gruppen in Syrien einschließlich der Terror-Miliz ISIS finanziert haben sollen, berichtet die New York Times. LafargeHolcim Ltd. war 2014 aus der Fusion der französischen Lafarge und der schweizerischen Holcim entstanden. Zwischen 2013 und 2014 soll die Firma Steuern an ISIS gezahlt haben, so Le Monde. Das im Jahr 2010 eingeweihte Zementwerk Jalabiya im Nordosten Syriens war das Flaggschiff des französischen Zementherstellers im Nahen Osten. Die Firma soll zudem Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben.

Der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, dass Frankreich die USA im Jahr 2014 darum bat, das Zementwerk in Jalabiya nicht zu bombardieren. „Diese französische Investition sollte geschützt werden”, zitiert Reuters den damaligen französischen Botschafter in Syrien, Franck Gellet, aus einer E-Mail vom 19. September 2014 an hochrangige Beamte des Außenministeriums. Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, dass mehr als 70 Truppen der französischen Spezialeinheiten sich aktuell in der syrischen Fabrik von Lafarge-Zement in der Nähe (..) des Dorfs Harb-Issk in der Stadt Ayn al-Arab (Kobani) befinden.

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