Tesla bekommt die langanhaltenden Probleme in seinen Produktionsstätten nicht in den Griff. Das berichtet die englischsprachige Ausgabe von Reuters. In einer der beiden zwölfstündigen Montags-Schichten des Werks im kalifornischen Fremont wurden 305 Stück des Model 3 zusammengebaut und lackiert, in einer der beiden Mittwoch-Schichten waren es gerade einmal 210 Stück. Tesla-Gründer Elon Musk hatte auf einer Aktionärsversammlung Anfang Juni ein Produktionsziel von 5000 Stück ausgegeben. Dafür müssten pro Schicht 357 Stück gefertigt werden.
Im Mai hatte Musk gesagt, dass Teslas Zukunft vom Erfolg des rund 35.000 Dollar teuren Model 3 abhänge. Deshalb wird anscheinend alles getan, um die Produktion zu beschleunigen. Arbeiter, die bisher das Model S sowie das Model X produzierten, werden abgezogen und in der Fertigung des Model 3 eingesetzt. Am Mittwoch verkündeten Vorgesetzte den Bandarbeitern, dass sie am Sonnabend eine Extraschicht einlegen müssten. Doch die erhöhte Produktion in einigen Fertigungsbereichen sorgt in anderen Bereichen für Überlastungen. So soll die Lackiererei kapazitätsmäßig vollkommen überfordert sein. Dazu kommt, dass es immer wieder zu Störfällen kommt. In Fremonter Werk hat es allein im Juni zwei Brände gegeben.
Höhepunkt der Versuche, die Produktion voranzutreiben, ist der Aufbau eines 15 Meter hohen Zelts von der Größe zweier Fußballfelder, in dem in aller Eile Fließbänder und die für die Fertigung notwendigen Maschinen aufgestellt wurden. Sowohl die Bänder als auch die Maschinen stammen vollständig aus dem Lagerbestand für ausrangierte Teile. Musk zeigte sich auf Twitter dennoch begeistert und schrieb, die auf diese Art zusammengestellten Montagelinien seien „viel besser“ als die herkömmlichen. Darüber hinaus seien sie angenehmer für die Arbeiter, weil sie einen „herrlichen Blick auf die Berge“ böten. Tesla verweigert Journalisten, das Zelt zu betreten. Erlaubt sind nur Außenaufnahmen.
Am 6. Juli wird das Unternehmen seine neuesten Quartalszahlen vorlegen. Derzeit sind sich die Marktbeobachter über die Bewertung der Tesla-Aktie uneinig. Von 24 Analysten, die Tesla regelmäßig beobachten, raten jeweils sieben zum Kauf beziehungsweise zum Verkauf. Zehn empfehlen, die Aktie zu halten. In den vergangenen Monaten hatte eine Reihe von Wall-Street-Finanzexperten die Meinung vertreten, Tesla befinde sich am Rande des Bankrotts und würde das Ende des Jahres 2018 nicht mehr erleben. Anfang Mai hatte Musk in einer öffentlichen Telefonkonferenz die Investment-Strategie von Warren Buffett kritisiert.