Söldner-Truppen im Süden Syriens haben sich dazu bereit erklärt, mit Russland und Syrien bedingungslose Verhandlungen über einen Abzug aufzunehmen, berichtet Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL). Diese Entscheidung wurde am 5. Juli getroffen, nachdem die syrisch-russische Allianz ihre Luftangriffe eingestellt hatte, um den Söldnern eine Bedenkzeit zu geben. An der Grenze zu Israel und Jordanien haben die Söldner den Regierungstruppen bisher 30 Städte und Dörfer kampflos übergeben. Am 4. Juli zeichnete sich zunächst ab, dass die Gespräche scheitern würden. Deshalb nahm die syrisch-russische Allianz die Kampfhandlungen vorübergehend wieder auf. Hussein Abazeed, Sprecher des gemeinsamen Söldner-Kommandos des Südens, beschuldigte Russland, eine „Politik der verbrannten Erde” zu verfolgen, um die Söldner an den Verhandlungstisch zurückzudrängen, so RFE/RL.
Reuters berichtet ohne Angabe von Quellen, die Söldner im Süden Syriens hätten ihrer Entwaffnung zugestimmt. Zunächst würden sie ihre schweren Waffen abgegeben, teilten die Söldner laut Reuters nach Verhandlungen mit russischen Armeevertretern am Freitag mit. Damit würden die bisherigen Söldber-Hochburgen in der Provinz Deraa wieder unter die Kontrolle von der syrischen Regierung gelangen. Regierungstreue Truppen übernahmen den Grenzübergang Nassib zu Jordanien, wie staatliche Medien berichteten. Die Söldner sollen nach ihrer Entwaffnung nach Idlib verbracht werden, wo bereits jetzt alle Söldner gesammelt werden.
Nach Angaben des englischsprachigen Diensts von Reuters stehen die syrischen Regierungstruppen kurz davor, erstmals seit 2015 die Nasib-Kreuzung an der Grenze zu Jordanien zurückzuerobern. Mit Hilfe der russischen Luftwaffe konnte die Gegenwehr der Söldner im Süden Syriens nachhaltig gebrochen werden. Reuters wörtlich: „Eine Militäreinheit der libanesischen Hisbollah, die an der Seite von Damaskus kämpft, meldete, dass die Armee am Freitag acht Grenzposten erobert habe. Die Hisbollah hilft dabei, die Offensive zu führen, hält sich aber zurück.”
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, hatte am Donnerstag für eine sofortige Aussetzung der Feindseligkeiten im Südwesten Syriens und die Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Beruhigung der Lage appelliert, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua. Der Generalsekretär drückte auch seine Unterstützung für die Erklärung des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, aus.
„Es ist klar, dass die dringendste Priorität darin besteht, eine politische Lösung für den Konflikt zu finden und den syrischen Zivilisten weiteres Leid zu ersparen”, sagte Grandi am Donnerstag.
Der Hohe Kommissar sprach sich auch dafür aus, den Sicherheitsbedürftigen vorübergehend in Jordanien Zuflucht zu gewähren und der internationalen Gemeinschaft Jordanien unverzüglich und umfassend zu unterstützen. Der englischsprachige Dienst der Deutschen Welle hatte zuvor berichtet, dass Israel und Jordanien ihre Grenzen geschlossen hatten, um einen Flüchtlingsandrang zu verhindern. Stattdessen erklärten sich beide Länder dazu bereit, den Flüchtlingen vor Ort mit humanitären Hilfsgütern zu helfen. „Sie sind in einer verzweifelten Situation und es fehlt ihnen fast allem (...) Es gibt nicht genug Schutz, kein Wasser, kein Essen und die Menschen müssen einen Ort finden, der ihnen Sicherheit gibt”, zitiert die Deutsche Welle Gal Lusky, Gründer der israelischen Organisation „Israel Flying Aid”. Das Blatt wörtlich: „Im Gegensatz zu Jordanien hat Israel seit Beginn des Bürgerkrieges keine Flüchtlinge aufgenommen. Seit 2013 hat Israel jedoch heimlich mehrere Tausend Syrer, die im Krieg verletzt wurden, in israelischen Krankenhäusern und in einem Feldlazarett der Armee behandelt. Die Mission ’Good Neighbour’ leistet seit fünf Jahren humanitäre Hilfe für Syrien. Am Freitag gab die israelische Armee bekannt, dass sie über Nacht 300 Zelte und mehrere Tonnen Lebensmittel, Medikamente und Kleidung auf die andere Seite geschafft hätte. ,Mehrere tausend syrische Zivilisten, die vor dem Konflikt geflohen sind, leben hier unter den schwierigsten Bedingungen in der Nähe der israelischen Grenze, ohne Zugang zu Wasser, Elektrizität, Nahrung und anderen notwendigen Dingen’, heißt es in der Erklärung. ’Wir werden weiterhin unsere Grenzen verteidigen’, sagte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu am Sonntag. Gleichzeitig sollte ’humanitäre Hilfe so weit wie möglich erleichtert werden’. Aber: Es wird ’keinen Einlass nach Israel’ geben.”