Technologie

Digitalisierung soll Gesundheitswesen effizienter machen

Lesezeit: 2 min
27.07.2018 17:35
Durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen soll die bestehende Über-, Unter- und Fehlversorgung abgebaut werden. Damit möchte man auch die Kosten besser in den Griff bekommen.
Digitalisierung soll Gesundheitswesen effizienter machen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Auf einem Kongress des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft wurde kürzlich die Studie „Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen“ der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. und die Handlungsempfehlungen des Zukunftsrats vorgestellt. Die Studie wurde von Prognos im Auftrag der vbw erstellt und beleuchtet umfassend, welche Trends das Gesundheitssystem in den nächsten Jahren und Jahrzehnten beeinflussen, wie die bayerische und deutsche Gesundheitswirtschaft heute aufgestellt ist und welchen Einfluss neue Technologien und die Digitalisierung haben werden. Aufbauend darauf zeigen die Handlungsempfehlungen, was Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft konkret tun müssen, um das Gesundheitssystem zukunftsfähig auszurichten und die Potenziale zu nutzen.

Wachstum ist überdurchschnittlich

Alfred Gaffal, vbw Präsident und Vorsitzender des Zukunftsrats, betont die Bedeutung des Themas: „Die Gesundheits- und Medizintechnologien zählen zu Bayerns Schlüsseltechnologien und haben große wirtschaftliche Bedeutung. Die deutsche Gesundheitswirtschaft ist eine echte Querschnittsbranche und schuf im Jahr 2016 fast 260 Milliarden Euro an Wertschöpfung, in Bayern waren es fast 38 Milliarden Euro. Das Wachstum ist überdurchschnittlich und die Prognosen sind vielversprechend: So wird beispielsweise im Bereich IKT / Digitale Gesundheitswirtschaft von 2017 bis 2020 ein Umsatzwachstum von 24 Prozent pro Jahr erwartet.“

Sorgen machen dem Zukunftsratsvorsitzenden allerdings die Kosten und der demografische Wandel: „Pro Tag verschlingt unser deutsches Gesundheitssystem über eine Milliarde Euro – Tendenz steigend. Gleichzeitig müssen immer weniger Beitragszahler für immer mehr Leistungsempfänger aufkommen“, sagt Gaffal und lenkt den Blick damit auch auf die steigenden Lohn-zusatzkosten.

Flächendeckende Erfassung

Wichtigster Lösungsansatz für die aktuellen Herausforderungen ist laut Zukunftsrat die Digitalisierung. „Sie ist das Herzstück des technologischen Wandels auch im Gesundheitsbereich. Die Digitalisierung wird das Gesundheitswesen effizienter machen und damit die bestehende Über-, Unter- und Fehlversorgung abbauen sowie dabei helfen, die Kosten besser in den Griff zu bekommen“, ist Gaffal überzeugt. Entscheidender Baustein sind hier die flächendeckende Erfassung, Speicherung, Verknüpfung und Nutzung der Patientendaten in einer digitalen Patientenakte.

„Leider bleibt die in Deutschland eingeführte elektronische Gesundheitskarte trotz Milliardeninvestitionen noch immer weit hinter den heutigen technischen Möglichkeiten“, sagt Gaffal. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: Ein besserer Informationsfluss zwischen allen Akteuren und Ärzten, ein schneller Zugriff auf alle Befunde und damit die Vermeidung von belastenden Mehrfachuntersuchungen sowie ein reduziertes Risiko gefährlicher Wechselwirkungen zwischen Medikamenten sind nur einige Punkte. „Die elektronische Gesundheitskarte muss jetzt umgehend eingesetzt werden“, fordert Gaffal und betont: „Die Datenhoheit bleibt beim Patienten. Er kann behandelnden Ärzten, Krankenhäusern oder Dritten Zugriff auf die Daten gewähren. Gleichwohl müssen wir anonymisierte oder pseudonymisierte Daten umfassend auch für die Forschung nutzbar machen.“

Große Chancen der Telemedizin

Bei der Versorgung von Patienten auf dem Land sieht die vbw Studie in der Telemedizin große Chancen. „Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Weiterentwicklung und Effizienzsteigerung unseres Gesundheitswesens sind Forschung und Entwicklung. Während Bayern etwa bei der bildgebenden Diagnostik im globalen Vergleich an der Spitze steht, gehen die Forschungsaufwendungen im Bereich Pharma in Deutschland und Bayern zurück. Das ist kritisch, hier müssen wir wieder stärker werden“, betont Gaffal.

Professor Dr. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der Technischen Universität München und ebenfalls Vorsitzender des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft, ergänzt: „In der älter werdenden Gesellschaft hat Gesundheit eine verlängerte Zeitdimension. Altersbedingte Erkrankungen können wir durch den Fortschritt der medizinischen und technischen Forschung eindämmen. Dabei helfen die digitalen Technologien, die personalisierte Medizin über alle Lebensphasen zur Wirklichkeit werden zu lassen – einschließlich der Präventivfaktoren, die auf den individuellen Wirkungen von Bewegung und Ernährung beruhen.“

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

 

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...