Finanzen

Chinas Unternehmen entdecken den Markt für Dollar-Anleihen

Chinesische Unternehmen haben ihre Schuldenaufnahme in US-Dollar deutlich gesteigert.
30.07.2018 17:12
Lesezeit: 1 min

Chinesische Unternehmen, Banken und Investoren haben im vergangenen Jahr in hohem Umfang Schulden in US-Dollar aufgenommen. Wie Bloomberg berichtet, gab es verglichen zu 2016 eine deutliche Zunahme. Allerdings nennt Bloomberg keine konkreten Zahlen. Besonders aktiv scheinen Immobilienentwickler gewesen zu sein. Diese sollen Daten der Australia & New Zealand Banking Group Ltd. zufolge ihre Anleihe-Emissionen in Dollar im Jahr 2017 auf 42 Milliarden Dollar verdreifacht haben.

Bloomberg zufolge gibt es zwei Haupttreiber der Entwicklung. Zum einen sind die regulatorischen Hürden für Anleihe-Emissionen in Dollar weniger strikt als in China, wo die Regierung seit einiger Zeit verstärkt gegen eine allzu expansive Schuldenaufnahme vorgeht. Die Gesamtschulden der Unternehmen haben inzwischen einen Wert von etwa 160 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht, und erste Großkonzerne mussten aufgrund der Verschuldung inzwischen Insolvenz anmelden.

Zum anderen benützen viele Banken und Unternehmen die eingesammelten Dollar, um diese wiederum in aller Welt auszugeben. Hierfür bieten sich Dollar an, weil sie aufgrund ihres Status als Weltleitwährung häufig ohne Umtausch akzeptiert werden.

Insbesondere im Zuge des von der Regierung in Peking vorangetriebenen Infrastrukturprojekts der „Neuen Seidenstraße“ wird vermehrt Dollar-Liquidität benötigt. „Um die eskalierenden Handelskriege mit den USA abzusichern, wird China die Neue Seidenstraße noch stärker vorantreiben. Diese stellt Chinas Form der Globalisierung dar. Wir erwarten eine weiterhin anziehende Nachfrage nach Dollar-Anleihen im Umfeld der Seidenstraße“, wird ein Analyst von Invesco Hong Kong zitiert.

Der gegenwärtig zu beobachtende Trend hin zu Dollar-Anleihen ist bemerkenswert, weil sich die chinesische Regierung in den vergangenen Jahren vermehrt für eine stärkere internationale Akzeptanz der Landeswährung Renminbi (Yuan) sowie für ein Weltfinanzsystem ausgesprochen hatte, in dem die starke Dominanz des Dollar gebrochen ist.

Die Regierung scheint die Schuldenaufnahme in Dollar zu begrüßen. Bloomberg berichtet, dass eine Anleihe-Emission der Regierung im Oktober 2017 dazu gedient habe, das zu erwartende Niveau der Finanzierungskosten für nichtstaatliche Emittenten aus China auszuloten. „Es ist Teil der Strategie der Regierung, welche auf eine Diversifizierung der Schulden der Banken und Unternehmen drängt“, wird eine Analystin von Eastspring Investments in Singapur zitiert. „Die Schuldenaufnahme in Dollar für chinesische Projekte im Ausland macht mehr Sinn als eine Finanzierung mit Yuan auf dem Heimatmarkt, weil der Dollar-Markt größer und internationaler ist.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...

DWN
Finanzen
Finanzen 33 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen: Wirtschaftskrise kommt beim Bund an - Schätzungen sehen deutlichen Rückgang
15.05.2025

Der schwarz-roten Regierung stehen bis 2029 für die Umsetzung ihrer Koalitionsversprechen 33,3 Milliarden Euro weniger zur Verfügung....

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen ohne Putin, Trump und Selenskyj: Lawrow lästert über Selenskyj und schimpft auf Berlin
15.05.2025

Friedensverhandlungen in Istanbul: Der russische Außenminister Lawrow fordert, den Gesprächen eine Chance zu geben – und zieht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Trump-Zöllen: Weltweit schwindet bei Investoren die Angst vor einer Rezession
15.05.2025

Investoren weltweit atmen auf: Die Angst vor einer Rezession schwindet rapide – dank einer Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lieferketten am Limit: Handelskrieg bringt globale Versorgung ins Wanken
15.05.2025

Die globale Lieferketten geraten durch den Handelskrieg zwischen den USA und China massiv unter Druck. Trotz Zollpause bleiben...

DWN
Finanzen
Finanzen Massive Erhöhung der Verteidigungsausgaben: Deutschland für höhere Militärausgaben trotz Wirtschaftskrise
15.05.2025

Verteidigungsminister Wadephul stellt sich hinter die Forderung des US-Präsidenten Trump für höhere Verteidigungsausgaben der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Externe IT-Dienstleister: So teuer ist das Auslagern wirklich
15.05.2025

In ganz Europa setzen Organisationen auf externe IT-Dienstleister – und geraten dabei zunehmend in eine Falle: Der Einkauf orientiert...

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
15.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...