Deutschland

IWF: Deutschlands Exporte sind Gefahr für Weltwirtschaft

Der Internationale Währungsfonds kritisiert die anhaltend hohen Leistungsbilanzüberschüsse Deutschlands deutlich.
07.08.2018 00:40
Lesezeit: 1 min

Deutschland trägt nach Einschätzung von IWF-Chefvolkswirt Maurice Obstfeld mit seinen anhaltend hohen Handelsüberschüssen eine Mitschuld an den vermehrten Krisengefahren für die Weltwirtschaft. Aktuell gehe von übermäßigen Ungleichgewichten bei Staaten wie Deutschland zwar keine unmittelbare Bedrohung aus, schrieb Obstfeld in der Zeitung Die Welt. Doch bei einer weiteren Ausdehnung sei mittelfristig die Finanzstabilität gefährdet.

Zudem förderten die globalen Ungleichgewichte protektionistische Tendenzen. Das deutsche Wirtschaftsministerium hielt dagegen, dass der sogenannte Leistungsbilanzüberschuss inzwischen sinke. Die Regierung verfolge eine Politik, die dies verstärke.

Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss erreichte 2015 mit 8,9 Prozent der Wirtschaftsleistung einen Höchstwert. Im vergangenen Jahr waren es noch acht Prozent. Diese Größenordnung stuft der Internationale Währungsfonds (IWF) aber immer noch als riskant ein. Ein hoher Überschuss sei "nicht unbedingt ein Zeichen von Stärke, sondern ein Beleg heimischer Investitionsschwäche und einer Sparquote, die über das hinausgeht, was wirklich notwendig ist", so Obstfeld. US-Präsident Donald Trump hat Deutschland massiv wegen der hohen Überschüsse im Handel mit seinem Land kritisiert, dem größten Exportmarkt deutscher Produkte. In die Leistungsbilanz fließen der Austausch von Waren und Dienstleistungen zwischen Staaten sowie der Kapitalverkehr ein.

Obstfeld bemängelte, dass die globalen Leistungsbilanzsalden mit rund 3,25 Prozent der Weltwirtschaftsleistung in den vergangenen fünf Jahren unverändert hoch seien. Ländern mit dauerhaft großen Überschüssen stünden solche mit unverhältnismäßig hohen Defiziten gegenüber, etwa die USA.

Obstfeld kritisierte, dass Länder wie Deutschland "allenfalls zaghafte Maßnahmen" ergriffen, um ihre Überschüsse zurückzufahren. Deswegen gehe die Entwicklung immer weiter auseinander. "Damit steigt das Risiko von Störungen durch Währungs- und Vermögenspreisanpassungen in verschuldeten Ländern zum Schaden aller." Deshalb müssten Überschuss- und Defizitländer gemeinsam am Abbau der Ungleichgewichte arbeiten.

Der IWF-Ökonom wiederholte deswegen seine Forderung an Deutschland, mehr zu investieren. Auch höhere Lohnabschlüsse wären wünschenswert. Das Wirtschaftsministerium teilte mit, die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung ziele mit mehr staatlichen Investitionen, der Einführung des Mindestlohns und besseren Bedingungen für private Investitionen auf eine Stärkung der Binnennachfrage.

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