Die Außenminister Russlands und der Türkei bereiten Anfang der Woche in der türkischen Hauptstadt Ankara gemeinsam einen Syriengipfel am 7. September vor. Das ging am Sonntag aus einer Mitteilung des russischen Außenministeriums hervor. An dem vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan angeregten Vierer-Gipfel sollen die Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs, der Türkei und Russlands teilnehmen.
"Die russische Seite geht davon aus, dass Russland und die Türkei eine besondere Verantwortung für Frieden, Sicherheit und Stabilität in Syrien und in der gesamten Region tragen", teilte das russische Außenministerium laut TASS mit: "Die Minister werden die Vorbereitungen für ein vierteiliges Gipfeltreffen der russischen, türkischen, deutschen und französischen Führer über die baldige syrische Regelung diskutieren." Beide Seiten wollen Wege suchen, um den Prozess der politischen Beilegung in Syrien "durch die Beibehaltung eines inklusiven nationalen Dialogs auf der Grundlage allgemein anerkannter Prinzipien des internationalen Rechts" einzuleiten, heißt es in der Erklärung.
Der russische Außenamtschef Sergej Lawrow wird am Montag und Dienstag in Ankara sein und nach Informationen aus dem türkischen Außenministerium auch auf einer Botschafterkonferenz sprechen. Wann genau das Treffen mit seinem Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu stattfindet, blieb zunächst unklar.
Russland wird vor allem versuchen, den Konflikt zwischen der Türkei und Syrien zu entspannen, der sich im Norden des Landes abzeichnet. In Idlib bereitet sich die Syrische Armee auf einen Groß-Angriff gegen die dort versammelten internationalen und islamistischen Söldner vor. Die Syrische Armee hat bereits ihre Truppen zusammengezogen, zu denen vor allem die schlagkräftigen Tiger Forces gehören.
Doch die Türkei will die Offensive nicht unterstützen - im Gegenteil: Die Türkei unterstützt verschiedene Söldner-Verbände beim Aufbau einer neuen, schlagkräftigen Einheit.
Geplant ist eine sogenannte Nationale Armee. "Wir stehen am Anfang", sagt ihr Kommandeur, Oberst Haitham Afisi, der Nachrichtenagentur Reuters in der Stadt Asas nahe der türkischen Grenze. "Wir stehen vor vielen Herausforderungen, aber wir arbeiten daran, sie zu überwinden." Gegenwärtig besteht die Armee aus 35.000 Kämpfern und setzt sich aus einigen der größten Söldner-Gruppen des Krieges zusammen. Als ihre drei Feinde nennt Afisi Syriens Präsident Baschar al-Assad, die kurdische PKK und die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS).
Die bisherigen Versuche einer Einigung scheiterten an den Rivalitäten der einzelnen Gruppen und den unterschiedlichen Interessen der ausländischen Staaten, die sie unterstützten. Diesmal könnte es aber anders sein: Die Armee entsteht in dem Gebiet, in dem die Türkei mit Soldaten vor Ort ist. Die türkische Armee rückte 2016 gegen den IS zwischen Asis und Dscharablus vor und eroberten in diesem Jahr zudem die angrenzende Region Afrin von der kurdischen YPG-Miliz. Die Regierung in Ankara verweist auf eine Gefahr für die nationale Sicherheit durch radikale Kurdengruppen in der Region.
Afisi listet die Hilfe auf, die der Nachbar leistet: Sie zahlen den Sold, bieten logistische Unterstützung "und falls notwendig Waffen". Die Türkei ist in der Region auch in anderer Form tätig, etwa beim Wiederaufbau von Schulen und Krankenhäusern. Die türkische Post hat inzwischen fünf Filialen eröffnet. Die Präsent der Türkei in Syrien ist völkerrechtswidrig. US-Präsident Donald Trump hat wiederholt gesagt, dass sich die USA aus Syrien zurückziehen wollen und andere Staaten die Aufgabe des Kampfs um Syrien übernehmen müssten. Ob Trump die Türkei gemeint hat, die als Nato-Partner an der Seite der USA steht, ist unklar.
Kampf um Idlib
Bei einer Explosion in einem Wohnhaus in der syrischen Rebellenprovinz Idlib sind am Sonntag laut Reuters mindestens 39 Menschen getötet worden. Die Explosion habe sich in der Stadt Sarmada ereignet, die zwischen der Provinzhauptstadt Idlib und der türkischen Grenze liegt, berichtet Reuters unter Berufung auf anonyme britische Quellen.
Das Haus soll Reuters zufolge von Waffenhändlern als Lager genutzt worden sein. Es sollen aber auch Flüchtlinge in dem Haus wohnhaft sein.