Politik

Russland will Türkei in Syrien bei der Stange halten

Russland versucht gegen erhebliche Widerstände, die Lage in Syrien zu konsolidieren.
13.08.2018 01:49
Lesezeit: 2 min

Die Außenminister Russlands und der Türkei bereiten Anfang der Woche in der türkischen Hauptstadt Ankara gemeinsam einen Syriengipfel am 7. September vor. Das ging am Sonntag aus einer Mitteilung des russischen Außenministeriums hervor. An dem vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan angeregten Vierer-Gipfel sollen die Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs, der Türkei und Russlands teilnehmen.

"Die russische Seite geht davon aus, dass Russland und die Türkei eine besondere Verantwortung für Frieden, Sicherheit und Stabilität in Syrien und in der gesamten Region tragen", teilte das russische Außenministerium laut TASS mit: "Die Minister werden die Vorbereitungen für ein vierteiliges Gipfeltreffen der russischen, türkischen, deutschen und französischen Führer über die baldige syrische Regelung diskutieren." Beide Seiten wollen Wege suchen, um den Prozess der politischen Beilegung in Syrien "durch die Beibehaltung eines inklusiven nationalen Dialogs auf der Grundlage allgemein anerkannter Prinzipien des internationalen Rechts" einzuleiten, heißt es in der Erklärung.

Der russische Außenamtschef Sergej Lawrow wird am Montag und Dienstag in Ankara sein und nach Informationen aus dem türkischen Außenministerium auch auf einer Botschafterkonferenz sprechen. Wann genau das Treffen mit seinem Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu stattfindet, blieb zunächst unklar.

Russland wird vor allem versuchen, den Konflikt zwischen der Türkei und Syrien zu entspannen, der sich im Norden des Landes abzeichnet. In Idlib bereitet sich die Syrische Armee auf einen Groß-Angriff gegen die dort versammelten internationalen und islamistischen Söldner vor. Die Syrische Armee hat bereits ihre Truppen zusammengezogen, zu denen vor allem die schlagkräftigen Tiger Forces gehören.

Doch die Türkei will die Offensive nicht unterstützen - im Gegenteil: Die Türkei unterstützt verschiedene Söldner-Verbände beim Aufbau einer neuen, schlagkräftigen Einheit.

Geplant ist eine sogenannte Nationale Armee. "Wir stehen am Anfang", sagt ihr Kommandeur, Oberst Haitham Afisi, der Nachrichtenagentur Reuters in der Stadt Asas nahe der türkischen Grenze. "Wir stehen vor vielen Herausforderungen, aber wir arbeiten daran, sie zu überwinden." Gegenwärtig besteht die Armee aus 35.000 Kämpfern und setzt sich aus einigen der größten Söldner-Gruppen des Krieges zusammen. Als ihre drei Feinde nennt Afisi Syriens Präsident Baschar al-Assad, die kurdische PKK und die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS).

Die bisherigen Versuche einer Einigung scheiterten an den Rivalitäten der einzelnen Gruppen und den unterschiedlichen Interessen der ausländischen Staaten, die sie unterstützten. Diesmal könnte es aber anders sein: Die Armee entsteht in dem Gebiet, in dem die Türkei mit Soldaten vor Ort ist. Die türkische Armee rückte 2016 gegen den IS zwischen Asis und Dscharablus vor und eroberten in diesem Jahr zudem die angrenzende Region Afrin von der kurdischen YPG-Miliz. Die Regierung in Ankara verweist auf eine Gefahr für die nationale Sicherheit durch radikale Kurdengruppen in der Region.

Afisi listet die Hilfe auf, die der Nachbar leistet: Sie zahlen den Sold, bieten logistische Unterstützung "und falls notwendig Waffen". Die Türkei ist in der Region auch in anderer Form tätig, etwa beim Wiederaufbau von Schulen und Krankenhäusern. Die türkische Post hat inzwischen fünf Filialen eröffnet. Die Präsent der Türkei in Syrien ist völkerrechtswidrig. US-Präsident Donald Trump hat wiederholt gesagt, dass sich die USA aus Syrien zurückziehen wollen und andere Staaten die Aufgabe des Kampfs um Syrien übernehmen müssten. Ob Trump die Türkei gemeint hat, die als Nato-Partner an der Seite der USA steht, ist unklar.

Kampf um Idlib

Bei einer Explosion in einem Wohnhaus in der syrischen Rebellenprovinz Idlib sind am Sonntag laut Reuters mindestens 39 Menschen getötet worden.  Die Explosion habe sich in der Stadt Sarmada ereignet, die zwischen der Provinzhauptstadt Idlib und der türkischen Grenze liegt, berichtet Reuters unter Berufung auf anonyme britische Quellen.

Das Haus soll Reuters zufolge von Waffenhändlern als Lager genutzt worden sein. Es sollen aber auch Flüchtlinge in dem Haus wohnhaft sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...